Ein 20-jähriger Student arbeitete bis vor kurzem in dem 31.000 Einwohner zählendem Ort Idar-Oberstein als Kassierer bei einer Tankstelle. Samstagabend betrat der 49-jährige Mario N. den Ort. Der freiberufliche Software-Entwickler ist mutmaßliches Mitglied der Querdenken-Bewegung, einem Sammelbecken für alle, die sämtliche Corona-Maßnahmen ablehnen. Mario N. wollte Bier kaufen. Der Student forderte ihn zwei Mal auf, sich seinen Mundschutz aufzusetzen. Das war sein Todesurteil: Mario N. schoss ihm in den Kopf. Er wollte gegen die Maskenpflicht protestieren, erklärte Mario N. der Polizei. Mit der Hinrichtung habe er ein “Zeichen setzen” wollen.

"Ich freue mich auf den nächsten Krieg"

Dass N. bereits Jahre vor seiner Schreckenstat Gewaltfantasien hegte, belegen nun seine Aktivitäten in den sozialen Netzwerken. “Ich freue mich auf dDass N. bereits Jahre vor seiner Schreckenstat Gewaltfantasien hegte, belegen nun seine Aktivitäten in den sozialen Netzwerken. “Ich freue mich auf den nächsten Krieg. Ja, das mag sich jetzt destruktiv anhören aber wir kommen aus dieser Spirale nicht mehr raus”, twitterte er etwa. In einem anderen Posting von vor zwei Jahren heißt es: “Meine Muskeln sind gespannt, mein Geist geschärft. Gnade denen, welche diese Situation heraufbeschworen haben. Oder nein, Gnade wäre Unrecht.”

"Stark pessimistische Grundhaltung"

Recherchen des Thinktanks “Center for Monitoring, Analyse und Strategie” (CeMAS) ergaben: Der 49-Jährige postete mehrfach Gewalt-Inhalte, besonders im Jahr 2019: Da verfasste er 183 Tweets. Die Forscher des Instituts erkennen in den Beiträgen des 49-Jährigen eine “stark pessimistische Grundhaltung”. Fast alle Seiten, denen das Profil folgt, stehen laut “CeMAS” in Verbindung mit Personen oder Medien der neurechten oder rechtsextremen Szene. Auch zahlreiche AfD-Politiker sollen in N.s Abo-Liste zu finden sein. Die Einrichtung hat sich auf Verschwörungsideologien, Antisemitismus und Rechtsextremismus spezialisiert.

In den Jahren 2020 und 2021 zog sich N. offenbar von Twitter zurück. Dafür setzte er seine Social-Media-Aktivitäten auf anderen Plattformen wie LinkedIn fort und wetterte dort gegen die “eingeschränkte Atmung” beim Maske-Tragen. Reihenweise soll er Beiträge geliked haben, in denen Masken als “Unsinn” verteufelt werden. In den Theorien der Corona-Leugner soll Mario N. “bewandert” gewesen sein, wie die Ermittler berichten: “Er kennt die Quellen und hat auch angegeben, dass er sich da schlau gemacht hat”, hieß es.

Hohes Gewaltpotenziel

Ob der Tatverdächtige auch der Querdenken-Bewegung angehört, ist bis jetzt noch nicht geklärt. Bei Pandemie-Leugner-Demos soll er noch nicht gesehen worden sein, teilte die Staatsanwaltschaft mit. N.s Nachbarn äußerten sich deutlich weniger zurückhaltend. “Er war bekennender Querdenker”, sagte ein Anwohner der “Bild”-Zeitung.

Psychologen attestieren dem Software-Entwickler ein hohes Gewaltpotenzial. “Niemand, der auch nur halbwegs vernünftigen Verstandes ist, wird einen ihm völlig unbekannten jungen Mann einfach deshalb erschießen, weil er sagt: ‘Du musst jetzt eine Maske aufsetzen!'”, erklärte der Kriminalpsychologe Rudolf Egg der Deutschen Presse-Agentur.