Die Zahl der Asylbewerber in Europa hat der EU-Asylbehörde EASO zufolge deutlich zugenommen. Gründe seien unter anderem ein Höchststand bei Afghanen sowie über Belarus geschleuste Flüchtlinge nach Osteuropa, sagte EASO-Direktorin Nina Gregori. Allein Afghanen hätten seit August in der EU rund 10.000 Asylanträge gestellt. Ein Teil von ihnen sei über die Kabuler Luftbrücke gekommen. Vervielfacht hätten sich die Anträge in Litauen und Lettland durch Flüchtlinge, die über Belarus kämen. “Die Situation in den Ländern an der belarussischen Grenze ist sehr ernst”, sagte Gregori. “Wir müssen uns auf eine schwere Situation der Migrationsbewegung aus Afghanistan nach Europa vorbereiten”, mahnte sie.

Besonders Osteuropa, wo der weißrussische Autokrat Lukaschenko die Asylwerber als Druckmittel gegen die EU einsetzt, und das Mittelmeer sind beliebte Fluchtrouten Richtung EU.

Polen ruft Notstand aus – 1049 Prozent mehr Asylanträge als 2020

Polen hat angesichts anhaltend steigender Flüchtlingszahlen seinen Grenzschutz zum Nachbarland Weißrussland massiv ausgeweitet und setzt zunehmend auch das Militär ein. Derzeit seien im Grenzgebiet knapp 6.000 Soldaten im Einsatz und damit doppelt so viele wie noch am Wochenende, teilte des Verteidigungsministerium in Warschau am Dienstag mit. Deutschland bot dem Nachbarland indes gemischte Streifen an der gemeinsamen Grenze an. Die Soldaten unterstützten die Grenzpolizei und versuchten, illegale Grenzübertritte zu verhindern, erklärte Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak. Nach Angaben des Grenzschutzes gab es allein am Montag 612 versuchte illegale Einreisen aus Belarus. In der Region wurde der nationale Notstand ausgerufen.

“Germany, Germany!” rufen die Migranten am weißrussisch-polnischen Grenzzaun.

Syrer und Afghanen nach wie vor führend bei Asylanträgen

Die meisten Asylbewerber, die erstmals um Schutz nachsuchten, kamen auch in diesem Jahr aus Syrien, Afghanistan und Irak. 40 472 Erstanträge stammten von Menschen aus Syrien (+ 57,1 Prozent), 8.531 von Schutzsuchenden aus dem Irak (+ 22,2 Prozent). Besonders stark legte die Zahl der Antragsteller aus Afghanistan zu, insgesamt registrierte das BAMF bis Ende September 15.045 Erstanträge (+ 138 Prozent).
In Afghanistan haben im August die militant-islamistischen Taliban die Macht übernommen. Die Lage galt aber auch vorher schon als äußerst instabil.

Denken Sie, wir befinden uns bereits in einer ähnlichen Flüchtlingswelle wie 2015?