Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hatte im Mai als Reaktion auf verschärfte Sanktionen der Europäischen Union angekündigt, Migranten nicht mehr an der Weiterreise nach Polen und ins Baltikum zu hindern. Die EU beschuldigt Lukaschenko, Menschen in organisierter Form aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen. Polen, Lettland und Litauen haben die Grenzsicherung verschärft. Tausende kommen trotzdem durch, teils mit Hilfe von Schleppern.

Das deutsche Innenministerium erklärte auf Anfrage, man beobachte die Entwicklung sehr aufmerksam. Die Bundespolizei treffe die erforderlichen Maßnahmen, insbesondere im Rahmen der Schleierfahndung. “Derzeit werden weitere Maßnahmen zur Verhinderung der illegalen Migration nach Deutschland mit unseren Partnern im In- und Ausland abgestimmt”, sagte Ministeriumssprecher Steve Alter. Noch liefen die Gespräche, deshalb könne die Bundesregierung keine Details bekanntgegeben.

Flüchtlinge und Migranten kommen über den Flughafen Moskau nach Belarus.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kommen die meisten der Flüchtlinge und Migranten über den Flughafen Moskau nach Belarus. Weitere wichtige Abflughäfen sind demnach Dubai und Beirut. Einige Menschen kämen auch aus Istanbul, Amman und Damaskus, hieß es. Schätzungen zufolge landen täglich rund 500 Menschen in Minsk und auf kleineren Flughäfen in Belarus – Tendenz steigend. Die vorwiegend aus arabischen Staaten und Afghanistan stammenden Menschen würden meist innerhalb von ein bis zwei Tagen mit Bussen in die Nähe der polnischen Grenze gebracht.

Laut Zahlen der Bundespolizei wurden von Jänner bis Juli 2021 nur 26 Personen mit Bezug auf die Belarus-Route registriert. Im August seien es hingegen 474 und im September bereits 1914 Personen gewesen. In diesem Monat wurde diese Zahl schon jetzt übertroffen: Mit Stand 11. Oktober stellten Bundespolizisten 1934 Menschen fest, die unerlaubt über Belarus und Polen nach Deutschland eingereist waren.