“Wenn eine Impfpflicht nicht gewollt ist – und ich will sie auch nicht –, dann gibt es politisch nur eine Alternative: Die Aufhebung aller staatlich veranlassten Restriktionen”, möchte der stellvertretende Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) “ein Ende der Grusel-Rhetorik und der Panikpolitik”. Bei der Vertreterversammlung der KBV in Berlin betonte Hofmeister: “Jeder, der sich impfen lassen will, kann dies tun. Die Möglichkeiten dazu sind reichlich vorhanden. Jetzt liegt es nicht mehr in der Verantwortung des Staates, sondern in der individuellen Verantwortung jedes Einzelnen.”

Die Politik müsse nun “viel besser kommunizieren, dass die Impfung vor allem eine Entscheidung für die eigene Gesundheit” sei. Umfragen würden dazu zeigen, dass sich manche Menschen aus Protest gegen politischen Druck nicht impfen lassen. Das sei “eine ungute Vermischung”. Der Arzt sagt: “Leider wird noch immer versucht, mit Angst Politik zu machen.”

Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)

Ärzte wollen "Freedom Day" am 30. Oktober

Der Ärzte-Vertreter betonte auch,  dass die Vertragsärztinnen und -ärzte mit ihren Teams bisher über 42 Millionen Impfstoffdosen gegen Covid-19 verimpft haben – 41 Prozent aller hierzulande verabreichten Impfungen. “Der Spitzenwert in den Praxen lag bei 3,4 Millionen Impfungen pro Woche. Deutlich mehr, als die Impfzentren je erreicht haben”, so der KBV-Vize in der “Berliner Zeitung”. Hofmeister: “Fast zwei Drittel aller Vertragsärztinnen und -ärzte haben sich an der Impfkampagne beteiligt, bei den Hausärztinnen und -ärzten waren es knapp 95 Prozent.”

Andreas Gassen, der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, nannte auch ein konkretes Datum, wann alle Anti-Corona-Maßnahmen in Deutschland fallen sollen: Am 30. Oktober sollte der “Freedom Day” der Deutschen ausgerufen werden. Andreas Gassen in seiner Rede: “Das gibt jedem, der will, genug Zeit, sich noch impfen zu lassen.” Ohne exaktem Termin werde sich Deutschland noch “endlos weiter durch diese Pandemie schleppen.”

Die aktuellen Daten aus Deutschland, Österreich und Dänemark

Ob diese Forderungen der Ärzte tatsächlich von der Politik erfüllt werden, scheint fraglich. Hier die aktuelle Corona-Situation in Deutschland und in Österreich: Deutschland registrierte in den vergangenen 28 Tagen 274.617 Corona-Infektionen und 948 Todesopfer, die Zahl der wöchentlichen Infektionen bleibt ziemlich stabil bei 70.000. In Österreich kam es in den vergangenen 28 Tagen zu 46.378 Infektionen, 131 Corona-Patienten starben. Die Zahl der wöchentlichen Infektionen liegt bei 13.000 (alle Daten: COVID-19-Dashboard der Johns Hopkins University).

Dänemark (5,8 Millionen Einwohner) hat bereits alle Anti-Corona-Maßnahmen aufgehoben: In den vergangenen 28 Tagen wurden dort 18.562 Infektionen verzeichnet, 59 Corona-Patienten sind verstorben. Wöchentlich registrieren die dänischen Gesundheitsbehörden nur noch 3500 COVID-Infektionen.

Die aktuellen Corona-Daten aus Dänemark (Johns Hopkins University)
Die Corona-Daten aus Österreich (Johns Hopkins University)
Die Corona-Zahlen aus Deutschland, in 28 Tagen wurden 948 Todesopfer gemeldet (Johns Hopkins University)

Gehen die neuen Forderungen der deutschen Vertragsärzte zu weit?