Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sorgt bei vielen deutschen Twitter-Usern für lautstarke Empörung, bei einem Politikwissenschaftler und einigen Medien erntet er hingegen Zuspruch. Bei einem Wahlkampfauftritt in München hat Scholz Kriegsgegner, die Waffenlieferungen an die Ukraine kritisieren, als „gefallene Engel aus der Hölle“ bezeichnet.

Forderungen nach Verhandlungen „reden einem Kriegstreiber das Wort“

Neben Beifall untermalten am Freitag auch Pfiffe und laute „Kriegstreiber“-Rufe die Rede von Olaf Scholz am Marienplatz. 3000 Menschen hatten sich hier anlässlich des Landtagswahlkampfs der SPD eingefunden, darunter aber nicht nur Unterstützer der jetzigen Regierungspolitik. „Für Waffenstillstand und Friedensverhandlungen“, steht auf einem Transparent.

Für das „Gegen-Orchester“ der Friedensbefürworter findet Scholz immer härtere Worte. Twitter/Screenshot

Angesichts der anhaltenden Buh-Rufe erklärte der Kanzler: „Wenn ein Land aus rein imperialistischen Motiven, um das eigene Territorium zu vergrößern, das Nachbarland angreift, dann werden wir dieses Land unterstützen.“ Gewandt an die Kritiker seiner Ukraine-Politik fügte er hinzu: „Und die, die hier mit Friedenstauben rumlaufen, sind deshalb vielleicht gefallene Engel, die aus der Hölle kommen, weil sie letztendlich einem Kriegstreiber das Wort reden.“

Politologe Masala: Scholz habe sich „noch nett“ ausgedrückt

Der Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr war sofort mit Lob zur Stelle: „Ich finde christliche Metaphern meist problematisch, aber hier hat der Bundeskanzler mal sowas von recht“, schrieb er im sozialen Netzwerk X. Scholz habe sich dabei „noch nett“ ausgedrückt.

Andere Twitter-Nutzer haben hierzu die genau entgegengesetzte Sicht, wie zahlreiche Postings zeigen.

Kanzler verteidigt Waffenlieferungen

Gleich zum Auftakt hatte Scholz die Ukraine-Politik samt der Waffenlieferungen verteidigt: Es sei richtig, dass Deutschland und viele andere Staaten ein Land gegen einen imperialistischen Angriff unterstützten. „Dazu gehört auch, dass wir Waffen liefern.“ Dies werde sorgfältig geprüft und dazu gehöre auch, dass es nicht zu einer Eskalation zwischen Russland und der NATO komme.

Die Demonstranten hatten unter anderem „Kriegstreiber“, „Versager“ und „Lügner“ skandiert. Seit der Ukraine-Invasion häufen sich Demonstrationen von Kritikern der Regierung bei Wahlkampf-Auftritten des deutschen Kanzlers.