Das ganz große Märchen wurde bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2023 in Finnland und Lettland nicht geschrieben. Dennoch war es eine WM voller Überraschungen. Deutschland holte sensationell die Silbermedaille. Damit verpasste die DEB-Auswahl das Wunder. Die Auswahl von Harold Kreis musste sich Kanada im Finale mit 2:5 geschlagen geben. Trotzdem überwiegt aus deutscher Sicht der Stolz. Denn vor der WM haben 15 Leistungsträger abgesagt. Dennoch holte Deutschland erstmals seit 70 Jahren die erste Medaille.

Zwei Drittel lang hielt Überraschungsfinalist Deutschland auf Augenhöhe mit. Der in der Salzburger Red Bull Akademie ausgebildete John Jason Peterka brachte die DEB-Auswahl 1:0 voran (8.), der NHL-Stürmer der Buffalo Sabres traf nach einem perfekten langen Pass von Starverteidiger Moritz Seider. Die Kanadier schafften dank Blais rasch den Ausgleich (11.).

Die Deutschen ließen sich davon aber nicht beeindrucken, Daniel Fischbuch (34.) sorgte für die neuerliche Führung. In ihrem ersten Powerplay gelang den Kanadiern durch Lawson Crouse aber wieder der Gleichstand (38.).

Im Schlussdrittel setzte sich dann aber die Klasse der mit fast ausschließlich gestandenen NHL-Spielern angetretenen Mannschaft von Teamchef Andre Torigny durch. Blais von den St. Louis Blues und Kapitän Tyler Toffoli von den Calgary Flames im Konter machten den Erfolg der Kanadier perfekt. Scott Laughton fixierte mit einem Schuss ins leere Tor den Endstand.

Deutschland scheiterte nur knapp am ersten großen Titel, holte aber seine insgesamt siebente Medaille bei einem Großereignis nach WM-Silber 1930 und 1953 sowie Olympia-Silber 2018 und Bronze 1932 (Olympia/WM), 1934 (WM) und 1976 (Olympia). Der Start ins Turnier war allerdings mühsam. Nach drei knappen Niederlagen zu Turnierbeginn stand das deutsche Eishockey-Nationalteam mit dem Rücken zur Wand. mit vier Siegen, unter anderem gegen Österreich, in die K.o.-Runde, schalteten die in der Gruppenphase souveräne Schweiz aus und setzten sich im Halbfinale gegen das US-Team durch. Der ganz große Coup gelang aber nicht.

Lettland schreibt Geschichte

Im Spiel um Platz drei sicherte sich Lettland die Bronzemedaille. Die Balten besiegten die USA im kleinen Finale mit 4:3 (2:2,0:0,1:1,1:0) nach Verlängerung. Für die lettische Eishockey-Nationalmannschaft war es die erste Medaille in der WM-Geschichte.Die Nordamerikaner belegten hingegen wie im Vorjahr den vierten Platz.

Lettland hat bei der Eishockey-WM Geschichte geschriebenAPA/AFP/Jonathan NACKSTRAND

“Große Mannschaften wie Kanada gewinnen immer wieder Medaillen. Aber für uns war das eine einzigartige Gelegenheit. Es ist unglaublich”, meinte Miks Indrasis zum historischen Erfolg. “Ich bin glücklich, dass ich in Lettland ein Eishockeyspieler bin, weil die Leute das Eishockey lieben. Aber heute ein Eishockeyspieler zu sein, dafür fehlen mir die Worte”, sagte Martins Dzierkals.

Rubins sorgt für die Entscheidung

Roberts Bukarts brachte die Letten in Führung (8.), die Rocco Grimaldi umgehend ausglich (10.). Janis Jaks schoss sieben Minuten später erneut den Außenseiter in Front. Kurz darauf landete der Puck unglücklich abgefälscht im Gesicht des Torschützen, was einen Besuch beim Zahnarzt nach sich ziehen dürfte. Erneut war es aber WM-Topscorer Grimaldi, der mit seinem siebenten WM-Treffer das Spiel egalisierte.

Nach einem torlosen Mitteldrittel stellte Matt Coronato erstmals die Führung für die US-Boys her (47.), bevor Kristians Rubins zum Matchwinner der Letten wurde und Geschichte schrieb. Der 25-Jährige vom AHL-Team Calgary Wranglers besorgte zunächst das 3:3 (55.) nach Assist von Rihards Bukarts, der zuletzt beim KAC unter Vertrag stand und mit drei Toren und acht Assists in den Punkteliste in den Top Fünf landete. In der Verlängerung traf Rubins nach 1:22 Minuten zum viel umjubelten Sieg für die Balten.