Bei schätzungsweise 40 Prozent der Bargeldnachfrage in Deutschland vermutet die Bundesbank Hortung im Inland als Motiv. Dabei könnte der Notenbank zufolge auch die Vermeidung von Negativzinsen eine zunehmende Rolle spielen. Geschäftsbanken im Euroraum müssen 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Viele Geldhäuser gebe die Kosten dafür an Geschäftskunden, zunehmend aber auch an Privatkunden weiter.

Bargeld ist besonders in Krisenzeiten gefragt

Zugleich gilt Bargeld vielen Menschen in Krisenzeiten als sicheres Wertaufbewahrungsmittel. Besonders zu Beginn der Pandemie in Europa im März 2020 war die Banknotennachfrage sehr hoch. Insgesamt stieg der von der Deutschen Bundesbank ausgegebene Wert der Scheine im vergangenen Jahr um 9,5 Prozent. Eine ähnlich hohe Wachstumsrate des Bargeldumlaufs hatte es zuletzt 2014 mit 10,2 Prozent gegeben.

“Wann und wie sich die Entwicklung im Zuge sinkender Coronazahlen und der damit verbundenen Lockerung der Beschränkungen normalisiert, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen”, sagte Beermann. “Wir stellen in unseren Filialen aktuell fest, dass die Bargeldeinzahlungen und -auszahlungen wieder steigen.”

Kartenzahlung hat in der Krise deutlich zugenommen

Ende Mai 2021 waren von der Bundesbank ausgegebene Banknoten im Wert von 839 Mrd. Euro im Umlauf, das waren um 52 Milliarden oder 6,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Das Bezahlverhalten der Verbraucher in Deutschland hatte sich im Coronakrisenjahr 2020 verändert. Einer jüngst veröffentlichten Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI zufolge wird jeder dritte Einkauf im stationären Handel mittlerweile per Karte bezahlt. “Die Krise hat den Rückgang des Barumsatzes im stationären Handel um mindestens drei Jahre beschleunigt. Karten sind – neben dem deutlich gewachsenen Online-Geschäft – die eindeutigen Gewinner der Krise”, erläuterte Studienautor Horst Rüter.

Bargeld ist der Deutschen Bundesbank zufolge mit einem Transaktionsanteil von 60 Prozent aber noch immer das mit Abstand meistgenutzte Zahlungsmittel in Deutschland. Die Notenbank geht davon aus, dass Scheine und Münzen auch nach der Corona-Krise ein beliebtes Zahlungsmittel bleiben werden – und auf absehbare Zeit das meistgenutzte. (APA)