Das Erstaufnahmelager der Insel ist hoffnungslos überfüllt. Auf sozialen Netzwerken verbreiten sich Bilder von Auseinandersetzungen zwischen den Migranten und den heillos überforderten Sicherheitskräften. Bereits in der Vorwoche sprach Italiens Vizepremier Matteo Salvini von einem „geplanten Kriegsakt“.

Tunesische Küstenwache berichtet von Erfolgen

Die tunesische Küstenwache hat in den vergangenen Tagen nach eigenen Angaben mehr als 2500 Migranten von einer Überfahrt nach Europa abgehalten. Allein von Freitag bis Montag sollen insgesamt 2507 Migranten abgefangen worden sein, wie die Nationalgarde meldete. Darunter sollen knapp 600 Tunesier gewesen sein. Bei den anderen Personen handelte es sich demnach vor allem um Migranten aus den Staaten Afrikas südlich der Sahara.

Meloni und von der Leyen besuchten die Insel

Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni hatte bei ihrem Besuch auf Lampedusa in Begleitung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betont, dass sie im Moment keine europaweite Umverteilung von Migranten fordere. Das werde das Problem nämlich nicht lösen. “Wir müssen den Zustrom von illegalen Migranten von außen stoppen”, sagte sie und forderte eine neue Marinemission mit Beteiligung der EU, um gegen die Schlepperbanden vorzugehen.

Von der Leyen hatte am Sonntag einen Zehn-Punkte-Plan vorgestellt, wie die EU auf die akute Krise reagieren könne. Dazu gehört die Entsendung von Personal der EU-Grenzschutzbehörde Frontex sowie der Europäischen Asylagentur EASO nach Lampedusa. Außerdem werde man versuchen, die Auszahlung von EU-Geldern an Tunesien zu beschleunigen.

Frankreich will keine Migranten aus Lampedusa mehr aufnehmen

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin hat die Aufnahme von Migranten abgelehnt, die auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa angekommen sind. “Frankreich wird keine Migranten aus Lampedusa aufnehmen”, sagte Darmanin Dienstagabend im Sender TF1. Frankreich wolle eine Position der Strenge. Es gebe in Frankreich und Italien wie in ganz Europa irreguläre Migration, die bekämpft werden müsse, meinte Darmanin weiter.

“Und es ist nicht so, dass wir durch die Aufnahme von mehr Personen den Fluss, der unsere Integrationskapazität berührt, versiegen lassen können.” Darmanin zufolge hat Frankreich Italien angeboten, bei der Rückführung von Menschen in Länder zu helfen, mit denen Paris gute diplomatische Beziehungen pflege. Der Innenminister sagte, 60 Prozent der in Lampedusa angekommenen Menschen seien französischsprachig.