Die heutige Jugend ist krisenerfahren, abgeklärt, widerstandsfähig. Und: Sie ist immer auf der Suche nach einem guten Deal und lässt sich nicht unterkriegen. Das ist eine gute Nachricht und Ergebnis der neuen Jugendstudie.

Vertrauenskrise von Politik und Medien

Das Österreichische Institut für Jugendkulturforschung und das Jugendmarktforschungsinstitut tfactory haben die Untersuchung durchgeführt, unter der Leitung des Jugendforschers und eXXpress-Kolumnisten Bernhard Heinzlmaier. Er ist Mitbegründer und ehrenamtlicher Vorsitzender des Instituts für Jugendkulturforschung, sowie Leiter von tfactory.

Es gibt auch weniger erfreuliche Ergebnisse, zu denen die Studie gelangt. Diese belegen eine handfeste Vertrauenskrise gegenüber Politik und Medien. Verloren haben bei der Jugend auch alle Religionen. Keineswegs jugendaffin ist darüber hinaus die Klima-Protestbewegung Extinction Rebellion: Sie genießt bei Menschen der Altersgruppe 16 bis 29 am wenigsten Vertrauen überhaupt.

Nützliche Angebote gelten mehr als realitätsblinde Ideale

Realitätsblinde Ideale, abgehobener Moralismus, verstaubte Religionen, politische Erlösungsformeln und das ehrfürchtige Aufblicken zu großen Führungsfiguren ist nicht so das Ding der jungen Generation. Nicht einmal der österreichische Bundespräsident schafft bei den ihr einen positiven Vertrauenssaldo. 35 Prozent vertrauen dem Mann, 45 Prozent nicht und 20 Prozent haben sich über ihn gar nicht den Kopf zerbrochen. Der Politik gegenüber ist die Generation Z distanziert.

Großes Vertrauen schenkt man interessanterweise jenen Institutionen, die Praktisches und Nützliches anbieten und deren Macht und Stärke groß genug ist, die Interessen ihrer Mitglieder durchzusetzen. Das gilt für die Arbeiterkammer (56 Prozent) – sie steht interessanter Weise an der Spitze des Vertrauensrankings – gefolgt von der Polizei (54 Prozent), der WKÖ (48 Prozent) und dem Bundesheer (46 Prozent). Das Loser des Vertrauenstestings sind die politischen Parteien und die Medien, denen 64 Prozent der jungen Österreicher nicht mehr vertrauen und die Religionsgemeinschaften.

Junge Frauen misstrauen den Religionen besonders

Der Katholischen Kirche schenken 54 Prozent kein Vertrauen, der Evangelischen Kirche 49 Prozent und der Islamischen Glaubensgemeinschaft 47 Prozent. Besonders distanziert stehen die jungen Frauen den Kirchen und Glaubensgemeinschaften gegenüber. So vertrauen beispielsweise der Islamischen Glaubensgemeinschaft lediglich 14 Prozent von ihnen, 50 Prozent vertrauen ihr nicht.

Es hat noch keine Zeit gegeben, in der die Mehrheit der Jugend den Religionen so distanziert gegenübergestanden ist. Die Religionsgemeinschaften haben bei der Jugend verspielt, weil sie belehrend statt dialogorientiert sind, sich als zu wenig adaptionsfähig erweisen und ästhetisch unzulänglich kommunizieren. Eine weltfremde Wort- und Bildsprache blockiert die Anschlussfähigkeit an die Kulturen der Jugend.