Ob in Frankreich, Italien, Deutschland:. Der Satz “es ist schlimmer als 2015” fällt immer häufiger. In Österreich dagegen scheint (noch) ein gewisses Prinzip Hoffnung vorzuherrschen. Es beruht auf aktuellen Zahlen aus dem Innenministerium, die völlig korrekt sind und einen Rückgang der Asylzahlen zeigen. Die “erfolgreiche österreichische Asylbremse” sorgte auch im Ausland für positive Schlagzeilen. Tatsächlich wurden beispielsweise im August 6958 Asylanträge registriert, was in etwa nur noch der Hälfte der Vorjahreszahlen entspricht. Verglichen mit 2019 vor der Pandemie aber hat sich die Zahl verdreifacht.

Es ist immer eine Frage der Interpretation. Da sagt ein Blick auf eine Landkarte der EU oft mehr als 1000 Politiker-Worte. Die Zahlen beruhen auf Angaben von Eurostat, zeigen die Verteilung der gestellten Asylanträge im vergangenen Jahr innerhalb der Europäischen Gemeinschaft. Daraus wird klar ersichtlich: Nach den ungleich größeren Ländern Deutschland und Frankreich ist Österreich in absoluten Zahlen einer der größten Magnete für Flüchtlinge: 109.800 Migranten haben 2022 bei uns erstmals einen Asylantrag gestellt.

Aktuell explodieren die Zahlen in den EU-Ländern

Eine hohe Zahl für ein Land von neun Millionen Bewohnern. Im zehn Mal größeren Deutschland waren es mit 217.775 Anträgen gerade einmal doppelt so viele, in Frankreich “nur” 137.605. Selbst Spanien mit seiner geografischen Nähe zu Nordafrika kam lediglich auf 116.150 Asylanträge. In Italien, das ständig durch die Medien geistert, waren es 77.200.

Allerdings – und da scheinen die Maßnahmen von ÖVP-Innenminister Gerhard Karner tatsächlich Wirkung zu zeigen. Gerade in den Ländern, die im vergangenen Jahr gemessen an der Bevölkerung noch moderate Zahlen auswiesen, explodieren diese aktuell. In Italien haben sie sich im ersten Halbjahr schon auf 113.975 (Vorjahr: 58.2561) gesteigert, auch in Griechenland sind sie nun doppelt so hoch als noch im vergangenen Jahr. Nur Spanien weist relativ konstante Zahlen aus.

Zahlen rückläufig, aber auf sehr hohem Niveau

Bis Ende August wurden in Österreich 35.449 Asylanträge gestellt. Das ist eine rückläufige Tendenz zu 2022, aber: 2019 auf dem Höhepunkt der großen Flüchtlingskrise waren es gesamt nur 88.340, ein Jahr später  “nur” noch 42.285. In diesen Rekordbereichen bewegt sich das Land und es kann “noch schlimmer werden als 2015”.

Die Verteilung der Asylanträge laut Erhebungen von Eurostat.