Nun sitzen die Taliban auf einem weltweit heiß begehrten Rohstoff: Lithium. Einzig Bolivien dürfte über ebenso viel Lithium-Vorkommen verfügen. Ob Handy-Akkus oder Batterien für E-Autos: Sie alle würde es ohne Lithium nicht geben. Die Nachfrage wird in den kommenden Jahren steigen, mehr noch: bis 2040 soll sie regelrecht explodieren, wie eine Studie der US-Behörde United States Geological Survey (USGS) ergab. Das sind lukrative Aussichten für die Taliban – auf den ersten Blick. Die Sache ist nämlich nicht so einfach.

Große Herausforderungen für das "Saudi-Arabien des Lithiums"

Zuerst jubelte auch das US-Verteidigungsministerium und bezeichnete Afghanistan als “Saudi-Arabien des Lithiums”. Doch Kämpfe, Unsicherheit, fehlende staatliche Strukturen und nicht vorhandene Infrastruktur haben bisher die Förderung verhindert. Es erscheint fraglich, dass den Taliban gelingt, woran die vorige Regierung gescheitert ist. Für den erfolgreichen Lithium-Abbau bräuchte es ein stabiles und verlässliches Umfeld für ausländische Investitionen. Ohne Know-How, Technologie und Kapital aus dem Ausland kann der Abbau nicht funktionieren. Dass die Taliban westliche Firmen anlocken werden, erscheint als unwahrscheinlich.

Eine Großmacht hat allerdings bereits Interesse bekundet. Sie will gerade jetzt, ihr Engagement sogar intensiveren, wie sie den Taliban signalisiert hat. Das ist China. Natürlich sind die Investitionen auch für China riskant, aber die potenziellen Gewinne dürften beträchtlich sein. China will nämlich den Abbau im eigenen Land herunterfahren.

Machtkämpfe in Afghanistan scheinen vorprogrammiert

Selbst wenn Chinas Investitionen fruchten sollten – das lässt sich erst nach mehreren Jahren sagen – wird deshalb Afghanistan noch lange nicht in Wohlstand schwelgen. In sämtlichen weniger entwickelten Ländern profitieren nur einige wenige von den dortigen Rohstoffvorkommen. Zu groß sind Korruption und Gewalt. Darüber hinaus besteht Afghanistan aus mehreren Volksgruppen, die teilweise untereinander verfeindet sind. Selbst die Taliban, die großteils zu den Paschtunen gehören, sind wiederum in mehrere Stämme untergliedert. Machtkämpfe um den großen Kuchen scheinen vorprogrammiert.