Der heutige 25. November ist einer der wichtigsten Feiertage in den USA: Die Vereinigten Staaten feiern “Thanksgiving”, das traditionelle Erntedankfest, bei dem oft über viele Bundesstaaten hinweg verstreut lebende Familienclans sich zusammenfinden um sich bei einem großen gemeinsamen Festmahl um den Gabentisch zu versammeln. Dafür nehmen Millionen von Menschen lange Reisen auf sich, beinah so viele wie vor Ausbruch der Coronakrise.  Dieses erhöhte Reiseaufkommen und daraus resultierend die vielen Versammlungen im privaten Bereich sorgen aber nicht ausschließlich für Freude. Wie die “New York Times” berichtet, sind Experten und Krankenhäuser bereits vorsichtig alarmiert – insbesondere in Hinblick auf die jüngsten pandemischen Entwicklungen in Europa, und insbesondere auch in Österreich.

“Die Entwicklung des Virus in Europa, wo Österreich in einen erneuten Lockdown gehen musste und auch Deutschland in einigen Regionen die Weihnachtsmärkte schließen musste, lässt befürchten, in welche Höhen auch in den USA die Zahlen wieder schnellen könnten”, schreibt das Blatt, und lässt auch die Gesundheitsbeauftragte von Chicago zu Wort kommen, die klare Worte findet und meint, dass das “allerletzte”, was sie sich wünschen würde, tun zu müssen, das sei, was Österreich tun musste – also einen erneuten harten Lockdown verhängen und die Impfpflicht für Februar 2021 ankündigen: “Ich will wirklich, wirklich nicht, dass wir diesen Weg gehen müssen.“

Politik entspannt, Krankenhäuser angespannt

Während Experten die Lage in Europa und explizit in Österreich mit Argwohn betrachten, gibt sich die US-Regierung derzeit noch betont entspannt. Trotz regelmäßiger und erneuter Appelle an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen, halten sich Präsident Joe Biden wie auch sein Kabinett eher bedeckt. Die Presseprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, antwortete unlängst auf die Frage, ob Maßnahmen wie aktuell in Europa möglich seien: “Das würde ich nicht sagen. Wir konzentrieren uns weiterhin darauf, dass mehr Amerikaner geimpft werden.“

Auch der renommierte und in der Pandemie viel zitierte US-Immunologe und Präsidentenberater Anthony Fauci verzieht keine Miene angesichts der vielen großen Familienfeiern und Treffen im engen Kreis, die mit Thanksgiving erst ihren Anfang nehmen – schließlich läutet dieser Feiertag traditionell die Festtagssaison und den Weihnachts-Countdown in den USA ein. “Lassen Sie sich impfen, und Sie können die Feiertage sehr einfach genießen“, meinte Fauci erst Anfang der Woche im Rahmen eines Interviews mit “CNN”.

Weniger entspannt sehen die Situation jedoch die Krankenhäuser, die in manchen Teilen des Landes bereits an ihre Kapazitätsgrenzen kommen. In vielen Spitälern ist die Personalsituation unabhängig von der aktuellen Entwicklung angespannt. Vor allem die Zahl der Patientinnen und Patienten, die während der Pandemie ihre Vorsorge oder Behandlung anderer Krankheiten verschleppt hätten, sei gestiegen. Mancherorts werden elektive Eingriffe bereits jetzt verschoben, wie beispielsweise in Massachussets, wie “CBS Boston” berichtete. Angesichts der derzeit stark steigenden CoV-Neuinfektionszahlen und vor allem der zu erwartenden Welle nach Thanksgiving gehe man davon aus, dass man bald an die Grenzen gerate. Laut Berichten des “Guardian” zeigt sich auch in Kalifornien ein ähnliches Bild: Zwar hat der Bundesstaat insgesamt derzeit eine der niedrigsten Inzidenzen, die Spitäler in manchen stärker betroffenen Regionen sind dennoch schon am Limit. “Wir haben keine Ressourcen mehr“, zitierte die Zeitung Pflegekräfte. Viele Menschen in Gesundheitsberufen seien im Burn-out oder hätten angesichts der Belastung in der Pandemie den Job ohnehin bereits gewechselt. In New York fehlen zu dem Menschen in Gesundheitsberufen, weil dort seit Anfang November eine Impfpflicht für bestimmte Berufe gilt.