Sie hätten hätten „Terrornester“ und „Spionageobjekte“ bei Erbil angegriffen, kommunizierten die iranischen Revolutionsgarden kurz nach den Einschlägen in der irakischen Stadt (1,8 Millionen Einwohner) in der Nacht auf heute. Es soll mehrere Todesopfer und zahlreiche Verletzte geben – und der Angriff mit den iranischen Fateh-110-Raketen (300 Kilometer Reichweite) hat extreme politische Brisanz: Laut ersten Informationen aus dem Irak war die Basis der US-Armee auf dem Flughafen Erbil unter Beschuss, ebenso das US-Konsulat in der Stadt, sowie Einsatzzentralen der kurdischen Sicherheitsbehörden und auch das Privat-Haus eines Geschäftsmanns. Dieser Unternehmer wird von den Iranern beschuldigt, für den israelischen Geheimdienst Mossad zu arbeiten.

Dass die iranischen Mullahs nun erstmals offen US-Truppen angreifen, bedeutet eine dramatische Eskalation im ohnehin schon brisanten Nahost-Konflikt: So ist nun wiederum eine Reaktion der US-Streitkräfte direkt gegen den Iran nicht mehr auszuschließen.

Gewaltige Detonationen im Irak - Augenzeugen filmten die Raketeneinschläge bei Erbil.

US-Außenministerium reagierte sofort

Nur wenige Minuten nach den Einschlägen in Erbil reagierte bereits das US-Außenministerium: Die USA verurteilten die Angriffe „auf das Schärfste“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Und: „Wir wenden uns gegen die rücksichtslosen Raketenangriffe des Iran, die die Stabilität im Irak untergraben. Wir unterstützen die irakische Regierung und die kurdische Regionalregierung in ihren Bemühungen, den Zukunftszielen des irakischen Volkes gerecht zu werden.”

Das Ziel in Iraks Kurdengebieten wird von den Revolutionsgarde als Spionagezentrale des israelischen Geheimdienstes Mossad gewertet: „Wir versichern unserem geliebten Volk, dass die Offensivoperationen der Revolutionsgarde so lange fortgesetzt werden, bis auch der letzte Tropfen Blut der Märtyrer gerächt ist“. Unter den Toten seien der kurdische Multimillionär und Geschäftsmann Peshraw Dizayee, der enge Beziehungen zum regierenden Barzani-Clan unterhielt, und mehrere Mitglieder seiner Familie, die beim Einschlag mindestens einer Rakete in ihrem Haus ums Leben gekommen seien, teilten irakische Sicherheitskräfte und Ärzte mit. Außerdem sei eine Rakete im Haus eines hochrangigen kurdischen Geheimdienstmitarbeiters und eine weitere in einem kurdischen Geheimdienstzentrum eingeschlagen, teilten die Sicherheitskräfte mit.

Der Raketenangriff könnte einerseits als Racheaktion für den Selbstmordanschlag in der südiranischen Stadt Kerman Anfang Januar, bei dem während einer Gedenkzeremonie 80 Menschen getötet wurden. Andererseits unterstützt der Iran auch massiv die Houthi-Truppen im Jemen – auch mit der Lieferung der gefürchteten Anti-Schiffs-Raketen für die islamitischen Piraten und Terroristen. Die Raketen-Attacke auf die US-Basen im Irak könnte also auch eine Vergeltungsaktion für die Bombenangriffe der US-Luftwaffe auf Stellungen der Houthi-Einheiten im Jemen sein.

Das Zentrum von Erbil im Irak.
Die 1,8-Millionen-Einwohner-Stadt Erbil wird von den Kurden verwaltet, US-Streitkräfte sind ebenfalls vor Ort.