Israels militärischer Druck auf die Hamas im Gazastreifen wirkt. Nun haben sich beide Seiten auf eine viertägige humanitäre Waffenruhe ab Donnerstag geeinigt. In dieser Zeit werden „Hunderte von Lastwagen mit humanitärer Hilfe, Hilfsgütern, medizinischen Gütern und Treibstoff werden in alle Gebiete des Gazastreifens geliefert“, berichtet die Hamas. Überdies wird die palästinensische Terrororganisation 50 Geiseln, davon 30 Kinder und 20 Frauen, frei lassen. Im Gegenzug sollen 150 Palästinenser aus Israels Gefängnissen entlassen werden. Die meisten davon sind männliche Jugendliche zwischen 16 bis 18 Jahren.

Die Angehörigen der Geiseln hoffen auf die Freilassung ihrer Liebsten.

30 von 40 Kindern kommen frei

Und dennoch: Zehn als Geiseln gehaltene Kinder bleiben in Gaza, wie nun bekannt wurde. Eine barbarische Entscheidung der Hamas. Sie will laut eigenen Angaben nur 30 von 40 Kindern zurückgeben, sowie 8 von 13 Müttern und 12 ältere Frauen. Damit werden zehn Kinder und fünf Mütter weiterhin als Geiseln gehalten. Doch sind sie überhaupt noch am Leben?

Als wäre das der schlechten Nachrichten noch nicht genug: Die Hamas hat zugegeben, dass einige Geiseln bereits ermordet wurden. Zählt für die Hamas auch die Rückgabe von Leichen als Geiselfreilassung? Dies würde Israel wohl kaum akzeptieren.

Beide Eltern von Abigail Mor Idan (3) sind tot. Das Kind sah, wie sein Vater ermordet wurde. Möglicherweise kommt das Mädchen nun frei.

Mossad-Chef für Deal mit Hamas nach Katar gereist

David Barnea, Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad, ist am Mittwoch in Doha angekommen. Er hat dort gemeinsam mit CIA-Direktor Bill Burns die Katarer getroffen, um die Geiselverhandlungen zu besprechen, wie CNN berichtete. Die USA, Ägypten und Katar dienten als Vermittler des Abkommens.

Mossad-Chef David Barnea (Bild) ist zwecks Einigung nach Doha gereist.APA/AFP/GIL COHEN-MAGEN

Viele Geiseln vermutlich schwer traumatisiert

Das Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu hat eine Liste mit den Namen einiger Geiseln veröffentlicht, die möglicherweise entlassen werden. Einige von ihnen werden ihre Väter oder andere Familienmitglieder im Gazastreifen zurücklassen – und sich mit öffentlichen Aussagen zurückhalten, um deren Leben nicht zu gefährden. Viele haben bereits einen oder beide Elternteile verloren. Überdies dürften sie schwer traumatisiert sein.

Beispielsweise könnten der zehn Monate alte Kfir Bibs, sein Bruder Ariel (4) und ihre Mutter Shiri Bibs entlassen werden. Sie wurden gemeinsam mit dem Vater – Jordan – entführt. Eitan Yahami (12) befindet sich noch in Gefangenschaft. ihr Vater Ohad wurde erschossen.

Sollten die beiden Zwillinge Emma und Yuli Konyo (3) gemeinsam mit ihrer Mutter Sharon Aloni Konyo entlassen werden, würde ebenfalls der Vater – David – in Gefangenschaft bleiben. Die Eltern der Geisel Abigail Idan (3) wurden beide ermordet. Gleiches gilt für zahlreiche weitere Geiseln.