
Doktorarbeit abgeschrieben: Zillertalbahn-Vorstand Helmut Schreiner muss gehen
Der Technik-Vorstand der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG, Helmut Schreiner, muss nach Bekanntwerden einer offenbar abgeschriebenen, an der Universität Riga in Lettland eingereichten, Doktorarbeit gehen. Die Arbeit war offenbar ein Komplett-Übersetzungsplagiat einer im Jahr 2020 an der Technischen Hochschule in Aachen genehmigten Dissertation.
Auch als Geschäftsführer der im Mehrheitseigentum des Landes stehenden Achenseebahn muss Schreiner seinen Hut nehmen. “Aufgrund der schwerwiegenden Vorwürfe und dem damit massiv geschädigten Vertrauensverhältnis habe ich in meiner Funktion als Mehrheitseigentümervertreter der Achenseebahn GmbH bereits einen Rechtsanwalt damit beauftragt, das Dienstverhältnis mit dem Geschäftsführer fristlos und unverzüglich aufzulösen”, ließ Verkehrslandesrat Rene Zumtobel (SPÖ) die APA wissen.
Vergangene Woche war Schreiner bereits wegen des unrechtmäßigen Führens eines Doktortitels, angeblich “erworben” an der Universität Innsbruck, unter Beschuss geraten. Der Doktortitel war offenbar auch zu Unrecht in seinem Reisepass vermerkt. Er sei “zutiefst überrascht und konsterniert”, so Hörl. Es hätte “für uns als Dienstgeber keinen Unterschied gemacht, ob unser technischer Vorstand nun Diplomingenieur oder Dr. ist”, betonte der ÖVP-Wirtschaftsbundchef. Dennoch sei zur Kenntnis zu nehmen, dass die vorgeworfenen Fehlleistungen “in großen Teilen zutreffen”. Um weiteren Schaden abzuwenden, werde nun ein Schlussstrich gezogen. Trotzdem wolle er klarstellen, dass Schreiner “einwandfrei gearbeitet” habe: “Daher und auch aus Respekt vor seinem Umfeld lehne ich überschießende Muskelspiele ab. Niemand muss jetzt ein Exempel statuieren.” Bei der regulären Aufsichtsratsitzung am Montag werde “neu durchgestartet, um so schnell wie möglich einen adäquaten Nachfolger zu finden”. Am eingeschlagenen Weg des Projekts Wasserstoffbahn ändere die Causa nichts, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende nach einer Sitzung des Gremiums.
Von Plagiatsjäger Stefan Weber überführt
Schreiner hat offenbar laut “Tiroler Tageszeitung” einfach kopiert und die ursprüngliche Dissertation über Mobilität im deutschen Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen ins Englische übersetzt oder übersetzen lassen. Vom Inhaltsverzeichnis über den Forschungsgegenstand und die Analysen bis zu den vermeintlichen Interviewpartnern. Die deutschen Gemeinden und Städte wurden dabei mit den Orten im Zillertal ausgetauscht. In der Arbeit, die der APA vorliegt, geht es um die “Implementierung von Smart Mobility in ländlichen Regionen”. Auch die Zillertalbahn als künftige “Wasserstoffbahn”, als dessen Verfechter Schreiner gilt, ist Thema “seiner” Doktorarbeit.
Auf die Schliche kam Schreiner der als “Plagiatsjäger” bekannte Salzburger Kommunikationswissenschafter Stefan Weber. Dieser hatte “über Umwege”, wie er sagte, ein Exemplar erhalten, nachdem Schreiner selbst die neue Dissertation aus Riga an eine Teilöffentlichkeit disseminiert habe, um seinen Anspruch auf den Doktortitel nach den ursprünglichen Vorwürfen nachzuweisen. Dabei stieß Weber auf Ungereimtheiten im empirischen Teil bei Schreiners Interviewpartnern.
“Ich habe das nahezu komplette Übersetzungsplagiat über Umwege mit der Plagiatssoftware Turnitin entdeckt”, so der Wissenschafter. Das Plagiat erstrecke sich vom Inhalts- bis zum Literaturverzeichnis, urteilte Weber. Es handle sich um einen “schwerwiegenden Fall von Wissenschaftsbetrug, der alle Formen wissenschaftlichen Fehlverhaltens – Plagiat, Datenfälschung und Datenerfindung – auf einmalige Weise in sich vereint.” Rund 22.000 Euro kostete laut Weber das Doktorat in Riga, das von der “University of Salzburg Business School” angeboten wird.
Vergangene Woche hatte Schreiner einräumen müssen, dass er über den Anfangsprozess für eine Dissertation zum Thema Wasserstoff an der Universität Innsbruck nicht hinausgekommen war. Gleichzeitig verwies er darauf, dass er zwischenzeitlich ein Studium an der Universität Riga abgeschlossen habe. Es fehle nur noch die Verleihung der Doktorwürde.
Zillertaler Verkehrsbetriebe feuern Schreiner - https://t.co/q2Yi0H8Zhd https://t.co/FQh0uRMILv
— Plagiatsjäger (@SprachPhilo) June 27, 2023
So reagieren die Parteien
Die Landes-Opposition hatte jedenfalls personelle Konsequenzen gefordert und nahm die Causa einmal mehr zum Anlass, das Projekt Zillertalbahn als “Wasserstoffbahn”, für das kürzlich von der ÖVP/SPÖ-Landesregierung der Grundsatzbeschluss gefallen war, infrage zu stellen. Schreiner sei “nicht mehr länger tragbar”, erklärte FPÖ-Chef Markus Abwerzger und fügte hinzu: “Wir fordern die vorläufige Einstellung sämtlicher Förderungen seitens des Landes und eine Untersuchung der Mittelverwendungen in den vergangenen Jahren.” Abwerzger ortete die Gefahr, dass die Causa “Wasserstoffbetrieb der Zillertalbahn” zu einem “unermesslichen Problemfall” werden könne.
Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint verlangte ebenfalls den Abgang des Vorstandes und ortete einen “Kriminalfall”. Schreiner sei “unmittelbar und federführend” mit dem millionenschweren Wasserstoffzugprojekt der Zillertaler Verkehrsbetriebe beschäftigt und betraut gewesen. “Es sollte für den Aufsichtsrat der Zillertalbahn und für die schwarz-rote Landesregierung selbstverständlich sein, dass im Lichte des Kriminalfalls um Herrn Schreiner das millionenteure Wasserstoffzugprojekt der Zillertalbahn komplett neu zu bewerten ist”, so Sint.
Grünen-Chef Gebi Mair sah einen “Dr. Schmalspur” und nahm Zillertalbahn-Aufsichtsratschef, ÖVP-Abg. und Wirtschaftsbund-Obmann Franz Hörl ins Visier, dessen “Lieblingsprojekt” die Wasserstoffbahn sei. “Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er auch die Wahrheit spricht. Franz Hörls Projekt Wasserstoffbahn im Zillertal beruht von Anfang an auf einer großen Lüge”, meinte Mair in einer Aussendung. Schreiner habe dem Land Tirol ein “unnötig teures Projekt unterjubeln” wollen.
NEOS-Landessprecher und Klubobmann Dominik Oberhofer zeigte sich “fassungslos”. Es ist eigentlich kaum zu glauben, welche Verfehlungen rund um die Dissertation von Schreiner ans Tageslicht gekommen sind. Eine Doktorarbeit zu kopieren und einfach ein paar Worte auszutauschen, das ist schwerer Betrug und ein Fall für die Staatsanwaltschaft”, meinte er. Dass vorerst keine weiteren Zahlungen von öffentlichen Geldern an das Unternehmen erfolgen und das Projekt “Wasserstoffbahn” vorerst auf Eis liegt, “versteht sich hoffentlich von selbst”.
Kommentare
Wird der hoffentlich nach seine Ausbildung bezahlt bzw. wird das wohl zuvielbezogene Gehalt zurückgefordert in dieser Bananenrepublik!!!
Das wäre ja der Gipfel, wenn der das behalten könnte …
Auch die rechtliche Sicherheit muss
bei einer Seilbahngesellschaft sicher
sein. Manche holen sich die Sicher –
heit in Wien. Sicher ist sicher. Satire.
Genau und alles zu Unrecht bezogene Geld zurückgeben eh klar oder?
Herr Hörl von der ÖVP verharmlost die Taten des Herrn Schreiner. Hier der Entschuldigungs-Versuch des Hörl – verbunden mit Infamie gegen den Plagiatsaufdecker Weber im indirekten Zitat:
Er wolle klarstellen, dass Schreiner einwandfrei (gemeint ist hier: „beruflich ansonsten“) gearbeitet habe.
Dieser erste Teil der Aussage Hörls ist vollkommen in Ordnung, wenn es denn wirklich auch so gewesen war.
Dann kommen aber zwei weitere Sätze. Und die sind ein Hammer. Nein, sie sind ein Schlag ins Gesicht aller redlichen Doktoranden, aller redlichen Absolventen und insbesondere ein Hieb gegen Herrn Dr. Weber, der den Betrug aufgedeckt hat.
Hörl sagt: “(…) und auch aus Respekt vor seinem Umfeld lehne ich überschießende Muskelspiele ab. Niemand muss jetzt ein Exempel statuieren.”
Man kann es nur so lesen:
1. Was Herr Dr. Weber macht, ist eigentlich Übereifer („überschießend“).
2. Herr Dr. Weber führt eigentlich etwas anderes im Schilde („Muskelspiele“).
3. Eigentlich soll so ein Betrug („Exempel“) besser nicht aufgedeckt werden.
4. Was Herr Hörl dabei selbst nicht merkt („Freud’scher“?): Wenn es „nur ein Exempel“ – also ein Einzelfall-Betrug – war, so wurde dieser Schreiner-Fall ja bereits „statuiert“. Das kann also mit Hörls Aussage gar nicht gemeint sein. Demnach vermutet Hörl offenbar weitere Fälle, welche aber nicht erforscht werden sollen (sollen nicht „statuiert“ werden).
Vielleicht sind die von Hörl angedeuteten weiteren Plagiatsfälle viel näher im direkten Umfeld des Hörl. Und vielleicht will er deswegen nicht, dass jetzt “ein Exempel statuiert” wird.
Anders kann man seine Aussagen nicht interpretieren. Oder wie kann man diese Aussagen anders interpretieren?
Man sollte sich das Umfeld einmal genauer ansehen. Irgendetwas will man dort verbergen. Es stinkt gewaltig.
Normalerweise schreibt die Doktor-oder Diplomarbeit die Parteisekretärin. Wobei die Arbeit dann beim befreundeten Prof. eingereicht wird… Jemanden der ohne die Partei wohl noch immer ein kleiner Assistent wäre, der von Stiftungen und Arbeitslosengeld lebt.
Wieso muss der gehen u anderen lässt man ihn, mit der begründung war nicht absicht oder so.
Ist bei plagiaten da auch schon ein unterschied wer es ist. Verstehe das nicht. Gleiches recht f alle.
Möchte betonen, ich bin f ehrliches arbeiten. Und jeder muss leumundsz bringen u da ist es grosszügig. Gleiches recht für alle müsste es doch sein oder hat sich das auch erledigt.
Ich verstehe jetzt, wenn man vor 2 Jahren anstatt der Zertifikate den Doktortitel gefälscht uns sich damit selbst ein Zertifikat ausgestellt hätte dann wäre man anscheinend straffrei ausgegangen.
Die GRÜNEN machen sich Lustig über den Herrn Schreiner, aber die eigene Schummel-Doktor Justizministerin sitzt noch immer im Amt! Lächerliche Kreaturen diese GRÜNEN Gfraster!!!
Wenn diverse kompetenzbefreite Führungskräfte Dissertationen hier im Land ablegen und nicht irgendwo im östlichen Ausland „kaufen“ ( es gilt die Unschuldsvermutung)… gilt übrigens für die in irgendwelchen Ämtern, vornehmlich regierungsnahe, sitzen …. 🤬
Wie blöd muss man sein, um zu glauben im digitalen Zeitalter im 21. Jhdt. mit so etwas unentdeckt zu bleiben??????????????
Bitte Herr Weber: jetzt mal alle Doktorinnen und Doktoren an den neun Bildungsdirektionen in Österreich überprüfen, da könnten sich wahrlich erschreckende Bildungslücken in den neun “Bildungsdirektionen” ergeben……DANKE!
Hat man ja gesehen bei unsere Justizministerin, was dabei rausgekommen ist. :/
Universität Riga.
UNI Wien wäre ja auch nicht besser, siehe Alma Zadić, Johannes Hahn uvam.
“unnötiges teures Projekt unterjubeln”
Und was wollen uns die grüne Sekte und Klimafanatiker alles unterjubeln??? Windräder, PV-Anlagen, E-Autos, Wärmepumpen usw. usw. Das sind auch unnötige teure Projekte, und zwar für jeden.
Ausgerechnet die Linken müssen am lautesten sein . Hat der BP überhaupt ein gültiges Zeugnis .
Solange die Grünen in der Regierung wüten dürfen, wird der Zadic nichts passieren. Aber warten wir ab. Vielleicht stellt den nächsten Justizminister die Fpö.
Wie schlampig werden die akademischen Arbeiten nachgelesen,wie schlampig bewertet,da muss man sich fragen,wie qualifiziert sind diese Professoren? Die müssten auch den Hut nehmen müssen,wenn so leichtfertig und ungeprüft Doktor Titel vergeben werden,oder die Bewertenden gar nicht in der Lage sind,zu erkennen,ob es sich um eine ehrliche Leistung,oder eine Kopie der Leistung eines anderen handelt.
Plagiatsjäger Weber weiter so. Denn es schadet dem Ruf der anständigen Akademiker, wenn so viele betrügen.
Und was bekommt er für einen Versorgungsposten………….
Und was ist mit dem Plagiat unserer aller liebsten Justizministerin!
Depp