Die SPÖ bestimmt heute bei einem außerordentlichen Parteitag, wer künftig ihr Chef ist und sie in die nächste Nationalratswahl führt. Entscheiden können sich die 609 Delegierten im Linzer Design Center zwischen dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und dem Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler. Die Reden haben bereits begonnen, mit tosendem Applaus hat Doskozil die Bühne betreten.

"Was würde Kreisky sagen?"

“Was würde Bruno Kreisky sagen? Was würde er zur aktuellen Lage und zur Entwicklung der Partei sagen?”, beginnt Hans Peter Doskozil seine mit Spannung erwartete Rede. Und fährt fort: “Wir sind die Vertreter des kleinen Mannes und der kleinen Frau. Vielleicht haben wir verlernt, den Interessen der Bevölkerung zu dienen. Die Empathie und das Verständnis aufzubringen und in die Bevölkerung hineinzuhören, das ist das Wichtigste.”

"Reicht nicht den Parteivorsitzenden zu wählen"

“Es reicht nicht aus, heute den Parteivorsitzenden zu wählen. Es ist dringend notwendig, sich programmatisch zu definieren. Es ist dringend notwendig, wieder stolz aufzutreten und auf unsere Partei stolz zu sein”, führt Doskozil fort. Und betont: “Wir müssen wissen, für wen wir Politik machen und wir müssen diese Politik auch umsetzen. Das haben wir zu wenig getan”.

"Habe gemerkt, dass wir das Vertrauen verloren haben"

Auch zum Thema Mindestlohn äußerte sich der burgenländische Landeshauptmann: “Ich habe mit Mitarbeitern einer Küche eines Landesspitals geredet. Ich habe gesagt, jetzt kommt der Mindestlohn. Sie haben mir nicht geglaubt. Da hab ich gesehen, dass wir das Vertrauen verloren haben. Deshalb ist das Wichtigste, wenn wir von dem Mindestlohn reden, dass wir ihn am Ende auch wirklich umsetzen.”

Doskozil spricht von "Vier-Klassen-Medizin"

Doskozil lässt auch das Thema Pflege in seiner Rede nicht außen vor. “Hier muss es ein parteiübergreifendes Umdenken geben.” Er spricht dabei von einer “Vier-Klassen-Medizin”. “Es vergeht kein Tag, wo nicht ein Erlebnis mitgeteilt wird, was im Gesundheitsbereich falsch läuft. Wir erleben eine Situation, dass es mittlerweile um ein Drittel mehr Wahlärzte in Österreich gibt als Kassenvertragsärzte. Das ist ein Trend der Kostenverschiebung vom öffentlichen Sektor in den privaten Sektor. Das ist ein Trend, dass jeder Patient für jede einzelne Leistung wieder bezahlen muss. Das ist nicht hinnehmbar, das kann nicht toleriert werden.”