In Pakistan haben am 27. Juli rund 200 Extrem-Bergsteiger unter widrigen Bedingungen den Gipfel des 8611 Meter hohen K2 erklommen. Die Norwegerin Kristin Harila stellte an jenem Tag einen Weltrekord auf: Sie schaffte es, innerhalb von 92 Tagen alle 14 Achttausender der Welt zu besteigen. Doch wurde der Rekord von einem dramatischen Todesfall überschattet, der von verstörender menschlicher Gleichgültigkeit zeugt.

Während des Aufstiegs sollen mindestens zwei Lawinen abgegangen sein. Der pakistanische Hochträger Mohammad Hassan (27) stürzte nachts um 2.30 Uhr mehrere Meter senkrecht in die Tiefe und blieb kopfüber mit nackten Beinen in einem Fixseil hängen. Das berichtete der Kameramann Philip Flämig, der die Besteigung mit einer Drohne filmte, dem “Standard”.

An der Absturzstelle sei daraufhin prompt ein neues Seil angebracht worden, um den anderen Bergsteigern den weiteren Aufstieg zu ermöglichen – der im Sterben liegende Pakistaner wurde dabei buchstäblich links liegen gelassen.

Trotz des dramatischen Unfalls wird Weltrekord gefeiert

Erst nach rund einer Dreiviertelstunde sei Mohammad Hassan hochgezogen worden. Niemand hätte sich aber die Mühe gemacht, ihn ins Tal zu ziehen. Flämig habe von drei Augenzeugen erfahren, „dass dieser Mann noch gelebt hat, während etwa 50 Leute an ihm vorbeigestiegen sind“.

„Er ist dort elendig verreckt“, sagte der österreichische Hotelier und Bergsteiger Wilhelm Steindl, der aufgrund der Bedingungen bereits vorzeitig umgekehrt war, gegenüber dem „Standard“. „Es hätte nur drei, vier Leute gebraucht, ihn runterzubringen”, so Steindl.

Was besonders irritiert: Der Weltrekord der Norwegerin Harila sei später im Basislager ausgelassen gefeiert worden, berichtet Steindl. Auch er sei eingeladen worden. “Ich bin nicht hingegangen, es hat mich angewidert. Da ist ein Mensch oben gestorben“, sagt Steindl.

Steindl und Flämig suchten nach dem Unglück Hassans Hinterbliebene auf und übergaben seiner an Diabetes erkrankten Frau und ihren drei Kindern 2500 Dollar. Der Grund: Der Arbeitgeber des verunglückten Pakistaners habe sich nach dem Unglück geweigert, der Familie dessen Gehalt auszuzahlen, weil seine Arbeit nicht vollendet gewesen sei.

Der K2 ist 8611 Meter hoch