Es ist eine hohe dreistellige Millionensumme, die die Ukraine Auftragnehmern für Waffenlieferungen im Voraus überwiesen hat. Doch bei vielen Systemen wartet Kiew schon lange auf Lieferung. Die “New York Times” zitiert aus ukrainischen Regierungsdokumenten ,aus denen hervorgeht, dass Kiew seit der russischen Invasion im Februar 2022 mehr als 800 Millionen Dollar an Waffenlieferanten für Verträge gezahlt hat, die ganz oder teilweise nicht erfüllt wurden. Dazu kommt, dass einige der namhaften Waffensysteme des Westens schon bei Ankunft in der Ukraine unbrauchbar sein sollen.

Milliarden flossen bereits in den privaten Waffenmarkt

Wolodymyr Havrylow, ein stellvertretender Verteidigungsminister, der für die Beschaffung von Waffen zuständig ist, räumte kürzlich in einem Interview ein, bereits Millionen für Waffen bezahlt zu haben, die letztlich niemals geliefert wurden. Gels spielt freilich eine Rolle, auch wenn bislang alleine die Vereinigten Staaten Militärhilfe im Wert von etwa 40 Milliarden Dollar zugesagt haben. Auch aus Europa flossen bereits Milliardenbeträge. Die Ukraine selbst habe Milliarden von Dollar auf dem privaten Waffenmarkt ausgegeben.

Die Panzerhaubitzen am Zug im Bahnhof Udine.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Ein großes Problem: Bis zu 30 Prozent des Kiewer Arsenals werden ständig repariert – eine hohe Quote für ein Militär, das für seine sich entwickelnde Gegenoffensive jede Waffe braucht, die es bekommen kann, sagen Verteidigungsexperten.

“Wenn ich der Chef einer Armee wäre, die der Ukraine Ausrüstung geschenkt hat, würde ich mich beruflich sehr schämen, wenn ich die Sachen in schlechtem Zustand abgeben würde”, sagt Ben Barry, ein Experte für Landkriegsführung am Internationalen Institut für Strategische Studien in London. Um das Gesagte zu untermauern, bringt der Experte ein auch für Österreich brisantes Beispiel: Die jüngste Lieferung von 33 Panzerhaubitzen, die von der italienischen Regierung gespendet wurden. Viele dieser Waffen seinen schadhaft in der Ukraine angekommen. Obendrein hat sich damit offenbar auch die Hoffnung der österreichischen Regierung, sie seien bei ihrer Durchfahrt durch Österreich für Polen bestimmt gewesen, zerschlagen. Das italienische Verteidigungsministerium teilte indes in einer Erklärung mit, dass die Fahrzeuge bereits vor Jahren außer Dienst gestellt worden seien, die Ukraine sie aber dennoch angefordert habe, “um sie zu überholen und in Betrieb zu nehmen, da dringend Mittel benötigt werden, um der russischen Aggression zu begegnen”. 19,8 Millionen Dollar zahlte Kiew laut Bericht an einen amerikanischen Waffenhändler für diese Überholung. Die Ukraine wirft der US-Firma vor, die Wartung nicht ordnungsgemäß ausgeführt zu haben. Doch das Unternehmen mit Sitz in Florida gibt Selenskyjs Truppen die Schuld am schlechten Zustand. Die Ukrainer hätten die Haubitzen nach ihrer Übergabe nicht ordnungsgemäß gewartet.

Von Zeugen gefilmt: Die M-109L-Geschütze für die Ukraine in Udine.
Auch durch das neutrale Österreich wollten bereits schwere Waffen für Selenskyjs Armee
Beim österreichischen Bundesheer noch im Einsatz: Panzerhaubitze M-109.