Die überraschende Insolvenz des Motorradherstellers KTM hat nicht nur die Region Braunau, sondern die gesamte Branche erschüttert. Für AMS-Vorstand Johannes Kopf war diese Entwicklung „absolut nicht absehbar“. Noch im Frühjahr hatte KTM Gewinne ausbezahlt, und im Sommer erwarb der Eigentümer ein weiteres Unternehmen – jetzt folgt der Gang in die Insolvenz.

Kopf sprach in der „ZIB2“ von einem schweren Schlag, der auch Zulieferer und Mitarbeiter hart treffe. Wie wichtig der Betrieb für die Region in Oberösterreich gewesen sei, veranschaulicht Kopf an einem Beispiel: Der Bürgermeister von Mattighofen hatte angekündigt, dass eine geplante Freibadsanierung wahrscheinlich nicht möglich sei, da die Kommunalsteuer ausfallen werde.

„Wir reden hier wirklich von einem Wendepunkt in der europäischen Industrie“

Auf die Frage, ob der AMS-Chef eine Art Dominoeffekt fürchte – also weitere österreichische Betriebe, die insolvent gehen – verweist er auf die internationale Ebene und Unternehmen wie Bosch, Konti, ThyssenKrupp, denen es allen nicht gut gehe. „Wir reden hier wirklich von einem Wendepunkt in der europäischen Industrie“, sagt Kopf. Und mit Blick auf die Bundesrepublik: „Ich fürchte, wir werden in den nächsten Monaten noch einige schlechte Nachrichten von österreichischen Betrieben hören“.

Es drohe, dass es auch im Jahr 2025 kein wirtschaftliches Wachstum geben werde. „Das wäre dann möglicherweise das dritte Jahr in Folge, wo wir von einer Rezession sprechen. Die Gefahr besteht, darauf muss man sich vorbereiten“, warnt er.

Kopf: „Österreich ist ein Industrieland“

Die kommende Bundesregierung werde wirtschaftliche Impulse setzen müssen. „Wir sind ein Industrieland. Und an der Industrie hängen ganz viele andere Jobs, das heißt, es wird auch andere Branchen treffen. „Ich mache mir Sorgen“, gibt Kopf zu.

Mit Blick auf die Regierung sagt er auch: Eine Budgetkonsolidierung sei notwendig. Kopf gibt aber zu bedenken, dass man in dieser wirtschaftlichen Situation nicht zu viel Sparen könne. Es ginge letztlich um ein kluges Verteilen der Ausgaben. Bereiche, wo man eher nicht sparen können wird, seien Forschung, Entwicklung und Arbeitsmarktentwicklung. Beschäftigtenschulungen im Bereich Digitalisierung, Stichwort KI, seien von Bedeutung.