Die Qualität des deutschen Bahnverkehrs hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Laut einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) auf eine parlamentarische Anfrage des Grünen-Abgeordneten Matthias Gastel lag die Ausfallquote im Fernverkehr 2024 bei 4 % – viermal so hoch wie noch 2019. Im Regionalverkehr fiel sogar jeder zwanzigste Zug ersatzlos aus. Insgesamt summierten sich die gestrichenen Fahrten im Fernverkehr auf mehr als 13.600 – ein drastischer Negativrekord.

Bahn schiebt Schuld auf Streiks – doch Experten sehen andere Gründe

Die Bahnführung erklärt die hohe Zahl der Ausfälle mit den Streiks der Lokführergewerkschaft GDL sowie mit wetterbedingten Störungen. „Ohne diese externen Faktoren hätte die Quote unter 2 % gelegen“, teilte ein Bahn-Sprecher mit. Doch Gastel widerspricht: Die Hauptursache liege in der mangelhaften Infrastruktur und einer lückenhaften Wartung der Fahrzeuge. „Das Management muss hier dringend nachlegen“, mahnt er.
Ähnlich sieht es der Bahn-Experte Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin: „Wir stehen vor den Scherben von 20 Jahren verfehlter Eisenbahnpolitik. Die Bahn ist in dieser Struktur nicht mehr zukunftsfähig.“

Reformdruck wächst – droht der Bahn die Zerschlagung?

Angesichts der dramatischen Lage rückt eine tiefgreifende Umstrukturierung des Staatskonzerns in den Fokus. Die CDU plant im Falle eines Regierungswechsels eine radikale Neuausrichtung: Unter einem möglichen Kanzler Friedrich Merz könnte die Bahn zerschlagen werden, indem Betrieb und Infrastruktur getrennt werden.
Ob dieser Schritt die Probleme tatsächlich lösen würde, bleibt umstritten. Fest steht jedoch: Die Deutsche Bahn befindet sich in der schwersten Krise seit Jahrzehnten – und Millionen Fahrgäste bekommen die Folgen jeden Tag zu spüren.

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