BayWa: Münchener Agrarkonzern prüft umstrittenes Sanierungskonzept
Der Münchener Agrar- und Baustoffhändler BayWa steht vor der Herausforderung, einige Gläubiger zu überzeugen, die sich bislang weigern, an dem geplanten Rettungsplan teilzunehmen. In diesem Kontext erwägt das Unternehmen die Anwendung eines umstrittenen Sanierungsverfahrens.
Seit 2009 verfolgt die BayWa AG, der größte Agrarhändler Deutschlands, eine ehrgeizige globale Expansionsstrategie, insbesondere im Bereich der Solar- und Windenergie. Diese Entscheidung hat sich jedoch als Fehlgriff erwiesen. Insbesondere die Tochtergesellschaft BayWa r.e. (Renewable Energy) hat dazu beigetragen, dass die Schulden des Konzerns auf über fünf Milliarden Euro angestiegen sind. Dies hat das Unternehmen in einen umfassenden und tiefgreifenden Sanierungsprozess gezwungen.
Zudem verzeichnete die BayWa im ersten Halbjahr dieses Jahres einen deutlichen Rückgang des Umsatzes auf 10,7 Milliarden Euro, im Vergleich zu 12,6 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.
Besonders dramatisch ist der Rückgang im Sektor der erneuerbaren Energien, wo der Umsatz von fast 3 Milliarden Euro auf lediglich 1,8 Milliarden Euro fiel – eine unglaubliche Einnahmeeinbuße. Dieser alarmierende Einbruch verdeutlicht zudem eindringlich das verheerende Ausmaß der anhaltenden Energiekrise in Deutschland.
Finanzierungspaket soll das Unternehmen bis 2027 über Wasser halten
Anfang der Woche gab BayWa schließlich die Einigung auf ein Finanzierungspaket bekannt, das die Mittel bis 2027 sichern soll. Banken stellen jetzt 500 Millionen Euro frisches Kapital bereit und verlängern ein Stillhalteabkommen bis Ende des Jahres. Bis zu diesem Zeitpunkt soll auch das endgültige Sanierungskonzept vorliegen.
Der angeschlagene Konzern plant nun, den Widerstand der letzten wenigen Gläubiger zu beseitigen und diese zur Teilnahme am Rettungskonzept zu zwingen. Wie das Handelsblatt berichtet, wird das sogenannte STARUG-Stabilisierungsverfahren geprüft, jedoch seien “weder ein Ausschluss der Kleinaktionäre noch ein Schuldenschnitt” vorgesehen.
STARUG-Verfahren – Erfolgt nun eine harsche Enteignung der Aktionäre
Das Starug-Verfahren ist öffentlich umstritten, insbesondere nach dem Negativbeispiel des Autozulieferers Leoni, bei dem Kleinanleger ihren gesamten Einsatz verloren. Ähnliche Szenarien drohen auch dem Batteriespezialisten Varta, wo Aktionäre ebenfalls vor einem Totalverlust stehen.
Im Falle von BayWa, so berichtet das Handelsblatt, könnte jedoch eine Art “Starug light” zur Anwendung kommen. Dies würde bedeuten, dass die Aktionäre ihre Anteile im Rahmen der angestrebten Refinanzierungslösung behalten.
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