Der Schweinekrieg von 1906 zeigt: Sanktionen schaden oft einem selbst
Schon lange war Europa nicht mehr so krisengeplagt wie jetzt. Russland und Europa sanktionieren sich gerade gegenseitig. Doch je mehr Volkswirtschaften miteinander verzahnt sind, umso mehr schaden sie damit sich selbst. Das bekannteste Beispiel aus der Geschichte: der Schweinekrieg von 1906.
Dieser Konflikt war ein Zollkrieg zwischen Österreich-Ungarn und dem Königreich Serbien im Jahre 1906. Nach dem Auslaufen eines Handelsvertrages versuchte Serbiens antiösterreichische Regierung unter Nikola Pašić, die wirtschaftliche Abhängigkeit des Landes von der Habsburger-Monarchie zu verringern. Die Donaumonarchie war mit 88 Prozent Hauptabnehmer der serbischen Exporte und führte andererseits rund 58 Prozent in das Nachbarland ein.
Um Druck auszuüben, untersagte die ungarische Regierung im Jänner 1906 daraufhin die Einfuhr von Schweinen aus Serbien wegen einer angeblichen Seuchengefahr, im Juli folgte die gesamte Monarchie mit dem allgemeinen Verbot von Import und Transit für serbisches Vieh, Geflügel und Agrarprodukte.
Wirtschaftlicher und politischer Fehlschlag
Eine Wirtschaftskatastrophe im Nachbarland war die Folge, es drohte der Staatsbankrott. Aber anders als zuvor gab das Königreich nicht nach, sondern verlangte im Gegenzug Maximalzölle für Güter aus dem Norden.
Die Folge war eine komplette Umorientierung der Handelsbeziehungen und – mit französischer Finanzhilfe – der Aufbau einer eigenen fleischverarbeitenden Industrie. Als das Embargo beendet wurde, gingen nur noch 30 Prozent aller serbischen Ausfuhren nach Österreich-Ungarn. Abgesehen von den zutiefst schlechten politischen Beziehungen wuchs das Bestreben Serbiens, einen eigenen Adria-Zugang für seine Exporte zu erhalten, was die Konflikte mit den anderen Balkanstaaten weiter anheizte.
Seitdem gilt der “Schweinekrieg” als klassisches Beispiel, wie sich Staaten mit Sanktionen gegenüber anderen vor allem selbst schaden.
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