„Die Inflation ist auf dem richtigen Weg, aber sie ist nicht besiegt“, erklärte Holzmann in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Er lobte die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins im September um 25 Basispunkte zu senken, hielt jedoch fest: „Die letzte Zinssenkung war angemessen, aber das bedeutet nicht, dass automatisch weitere Zinssenkungen folgen werden.“

Die Entscheidung der EZB vom 12. September 2024, den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr um 0,25 % zu senken, erfolgte vor dem Hintergrund des nachlassenden Inflationsdrucks, um die Konjunktur zu stützen und das Wirtschaftswachstum zu fördern.

Der OENB-Chef ist Zinssenkungen gegenüber eher konservativ gestimmt

Holzmann steht Zinssenkungen traditionell skeptisch gegenüber. Er gilt als unkonventionelle Stimme im EZB-Rat und war im Juni der einzige Notenbanker, der gegen die erste Leitzinssenkung stimmte. Erst bei der zweiten Zinssenkung im September zeigte er sich kompromissbereit. Sein Vorschlag, die Mindestreservepflicht der Banken drastisch zu erhöhen, sorgte ebenfalls für Aufsehen innerhalb des EZB-Gremiums.

„Ich möchte zum Nachdenken anregen. Im EZB-Rat muss es Pluralität geben. Die Banken haben durch ihre Reserven infolge unserer Geldpolitik plötzlich riesige Gewinne eingefahren. Ich sehe bis heute keinen Grund, ihnen solche Subventionen zu gewähren“, erklärte Holzmann. Eine Erhöhung der Mindestreserve, den Betrag, den Banken unverzinst auf ihren Notenbankkonten halten müssen, „würde auch der EZB zugutekommen.“

Er wies zudem auf die finanziellen Belastungen der EZB und anderer Notenbanken hin, da die gekauften Staatsanleihen kaum Rendite bringen: „Gleichzeitig müssen wir den Banken 3,5 % Einlagenzins zahlen, was zu erheblichen Verlusten führt. Es wird Jahrzehnte dauern, bis der Steuerzahler wieder Gewinne von der Notenbank sieht.