Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg in den ersten drei Quartalen 2024 deutlich an. Laut dem Kreditschutzverband KSV1870 ist die Zahl der Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahr um rund 25 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg verdeutlicht den enormen Druck, unter dem viele Unternehmen in Österreich aktuell stehen.

Besonders dramatisch ist dabei der Anstieg der Großinsolvenzen. Hierbei handelt es sich um Unternehmen mit Passiva von mehr als zehn Millionen Euro. Die Zahl dieser Pleiten hat sich im Jahresvergleich fast verdoppelt, von 27 auf 55. Eine der bedeutendsten Insolvenzen betrifft die österreichische Tochter des US-Elektrofahrzeugherstellers Fisker. Mit Verbindlichkeiten in Höhe von 3,79 Milliarden Euro zählt sie zu den größten Pleiten des Jahres.

Passiva um 683 (!) Prozent gestiegen

Die massive Zunahme an Großinsolvenzen hat auch zu einem enormen Anstieg der gesamten Passiva geführt. In den ersten neun Monaten des Jahres erreichten diese 14,8 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 683 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Diese Zahlen verdeutlichen, wie ernst die Lage für viele Unternehmen ist.

GETTYIMAGES/Photo by Christian Ohde/McPhoto/ullstein bild

Laut Karl-Heinz Götze, dem Leiter der Insolvenzabteilung beim KSV1870, wird es in den kommenden Monaten kaum zu einer Entspannung kommen. „Viele Betriebe sind am Limit und müssen sich zunehmend die Frage stellen, ob sie weiter bestehen können“, erklärte Götze in einem Interview. Der KSV rechnet bis Jahresende mit etwa 6500 Insolvenzen – ein Niveau, das zuletzt in der Finanzkrise 2009 erreicht wurde.

Privatinsolvenzen steigen an

Besorgniserregend ist auch die steigende Zahl der Insolvenzen, die mangels Vermögens nicht eröffnet werden können. 37 Prozent aller Firmenpleiten fallen in diese Kategorie. Diese Unternehmen verfügen nicht einmal über die 4000 Euro, die notwendig wären, um die Gerichtskosten für ein Insolvenzverfahren zu decken.

Am stärksten von den Insolvenzen betroffen sind Unternehmen aus dem Handel, der Bauwirtschaft und der Gastronomie. Diese drei Sektoren machen fast die Hälfte aller Unternehmenspleiten in Österreich aus. Auch die Zahl der Privatinsolvenzen zeigt einen leichten Anstieg. Bis Ende September 2024 wurden 6694 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, ein Plus von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt rechnet der KSV bis Jahresende mit etwa 9200 Privatkonkursen – rund 400 Fälle mehr als im Vorjahr.

Hier können Sie den exxpress unterstützen

Ihr Beitrag hilft, unsere Berichterstattung noch weiter auszubauen und diese weiterhin kostenlos und top-aktuell zu Verfügung zu stellen.

Jetzt unterstützen!

Kommentare

  • Yayoi Yukino sagt:

    Das war doch wohl vorhersehbar, da sicher einige Unternehmen durch diverse C-Hilfen künstlich am Leben erhalten worden sind. Hinzu kommt noch der sogenannte “Corona-Welpenschutz”, den viele Unternehmen bei diversen Abgabenbehörden wie Finanzamt und ÖGK genossen haben (als ich mal – ich bin Buchhalterin bei einem Steuerberater – für einen Mandanten um Ratenzahlung bei der ÖGK ansuchte, sagte mir die Sachbearbeiterin doch tatsächlich, dass dieser diese nur aufgrund des “Corona-Welpenschutzes” bekäme..).

    Nur diese Sache hat einen Haken – irgendwann werden Welpen erwachsen und genießen keinen Welpenschutz mehr – und dafür gesorgt hat, seine Schulden einigermaßen zeitnah abzutragen (wenn nötig auch mit Ratenzahlung) bzw. keine Rücklagen für schlechte Zeiten gebildet hat.

    In diesem Zusammenhang finde ich es nur etwas befremdend, dass einige althergebrachte Unternehmen Weltkriege überstanden haben, während viele Neuunternehmer nicht einmal in der Lage sind, eine Durststrecke, verursacht durch die Coronapandemie, zu überstehen und das obwohl sie, wenn auch nur zum Teil (bestimmte Ausnahmen bestätigen die Regel), eine Vielzahl an Förderungen erhalten haben…… – Findet nun den Fehler.

    1. sensortimecom sagt:

      Ein hochindustrialisiertes computerisiertes Wirtschaftssystem, das Jahrzehnte am äussersten Limit arbeitet, erträgt keine enorme Teuerung, die von aussen aufoktroyiert wird. Es KANN NICHT inflationieren wie etwa ein afrikanisches Entwicklungsland. (Das wussten alle Wirtschaftsexperten seit langem, man kann es nachlesen). Da passiert Ähnliches wie bei einem Wanderer, der einen schmalen Gipfelgrat entlang geht. Ein moderater Sturm genügt…

  • xxx sagt:

    Und wieder eine Verschwörungstheorie von der FPÖ, welche sich als Tatsache raus stellt! Trotzdem gibt es Wähler für die Einheitspartei RotSchwarzGrünPink, für intelligente Leute nicht erklärbar!

    15
    0
  • hoe sagt:

    sind da auch einige dabei, welche absichtlich aufhausen – und dann abhauen wollen –

    11
  • franzesco sagt:

    Wenn man die Kommentare hier und in der anderen Medien liest fragt man sich wie es sein kann das die ÖVP nur mehr 1% hinter der FPÖ ist . Ich denke da ist eine schwere Wählerbeiinflussung im Gange , Exxpress ausgenommen

    28
  • GeBa sagt:

    Man musste kein Wirtschaftsfachmann sein, um das nich schon mit Beginn der Lockdowns zu wissen und vorherzusehen.

    29
  • hoe sagt:

    wie viele sind da, welche absichtlich aufhausen – und abhauen wollen, so lange dies noch geht !

    6
    2
  • Clowd sagt:

    Man kann den Sinn und die Realität noch so oft wiederholen. Das ändert nichts daran, dass dies auch die Politiker lesen. Bzw. hegt die Politik definitiv kein wahres Interesse daran, was das Volk wirklich will und dass es ALLEN gut geht (was sehr wohl möglich ist). Wahlversprechend sind nicht bindend. Ein Lotteriespiel für unseren Staat, der entweder in letzter Sekunde wirtschaftlich aufgefangen werden kann oder heillos zugrunde geht mit samt der EU. Das ist nur leider vielen Bürgern nicht bewusst genug.

    30
  • Faktum sagt:

    Sanktionen: ein Schuss ins eigene Knie.

    43
  • Gültig „gegen“ Grün, ÖVP, SPÖ und NEOS wählen und Freundschaft mit Russland! 🤩 ÖXIT und der Weg wird frei für den Weltfrieden. ☮️ sagt:

    Die Sanktionen wirken.

    57
  • Kritiker sagt:

    Aber wenn Nehammer Kanzler wird dann wird die Wirtschaft wieder blühen und der Staatshaushalt saniert. Man konnte schon während der Pandemie voraussehen was passieren wird und dank der unsäglichen Sanktionen wurde das noch angeheizt und es wird Zeit, dass das aufgearbeitet wird und sich die Verantwortlichen dem stellen.

    54
    1
  • Alle anzeigen