„Die Energiekrise ist vorbei“, erklärte Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck selbstbewusst in Osnabrück. Diese Aussage stieß auf Kritik, denn viele Verbraucher und Unternehmen leiden weiterhin unter hohen Preisen. Der Gaspreis für Neukunden hat sich im Vergleich zu Anfang 2021 mehr als verdoppelt und liegt laut Verivox bei etwa 9,91 Cent pro Kilowattstunde. Gleichzeitig zeigt der sogenannte TTF, der Referenzpreis für den Gashandel in Europa, seit Monaten einen stetigen Anstieg.

Aktuelle Zahlen von Gas Infrastructure Europe (GIE) offenbaren, dass der Gasverbrauch zwischen Oktober und Dezember 2024 höher war als in den vergangenen acht Jahren. Trotz gut gefüllter Speicher zu Winterbeginn stellt der rapide Verbrauch eine Herausforderung dar. „Es gibt keine unmittelbare Gefahr eines Gasmangels“, beruhigt die Bundesnetzagentur. Doch bei einem strengen Winter könnte sich die Lage verschärfen.

Kälte, Dunkelflauten und geopolitische Risiken

Der ungewöhnlich hohe Verbrauch hat viele Ursachen. „Dunkelflauten“, also windstille Phasen, führten im November zu einem erhöhten Einsatz von Gas zur Stromerzeugung. Gleichzeitig bleibt ungewiss, wie streng der Winter wird – ein Faktor, der den Gasverbrauch maßgeblich beeinflussen könnte.

Die Bundesnetzagentur warnt zwar vor Panik, betont jedoch die Notwendigkeit eines sparsamen Verbrauchs. „Selbst mit derzeit über 90 % Füllstand ist Vorsicht geboten, da ein kalter Winter die Reserven stark belasten könnte“, erklärt eine Sprecherin. Auch der Branchenverband Zukunft Gas mahnt zur Wachsamkeit: „Die geopolitische Lage bleibt angespannt, und eine Rückkehr zu günstigen Gaspreisen ist nicht absehbar.“

Politische Spannungen verschärfen die Unsicherheit

Zusätzliche Brisanz erhält die Lage durch neue US-Sanktionen gegen die Gazprombank. Diese Bank, zentral für Zahlungen zwischen Europa und Russland, gerät zunehmend ins Visier internationaler Regulierungen. Länder wie Österreich, die weiterhin russisches Gas über die Slowakei beziehen, stehen vor unklaren Konsequenzen. Torbjörn Törnqvist, CEO der Gunvor Group, warnte: „Ein abrupter Stopp russischer Gaslieferungen in Kombination mit kalten Temperaturen könnte Europas Reserven an ihre Grenzen bringen.“

Auch Analysten wie Arne Lohmann Rasmussen von Global Risk Management äußern Besorgnis. „Sollten die russischen Gasflüsse früher als erwartet versiegen, könnte Europa mit alarmierend niedrigen Vorräten in den Frühling starten.“

Obwohl die Lage derzeit unter Kontrolle scheint, bleibt der Blick in die Zukunft doch mehr als unsicher. Faktoren wie das Wetter, geopolitische Spannungen und die Nachfrageentwicklung werden darüber entscheiden, ob die Europäer erneut mit einer Energiekrise konfrontiert werden.