Insolvenzhagel: Alarmierende Entwicklungen im Einzelhandel der DACH-Region
Der Einzelhandel im DACH-Raum sieht sich derzeit einer besorgniserregenden Welle von Insolvenzen gegenüber, die die gesamte Branche stark belastet.
In Wien stehen die Kollektivvertragsverhandlungen für die über 570.000 Beschäftigten im Handel ganz im Zeichen der Krise. Allein in Österreich haben innerhalb des letzten Jahres etwa 850 Handelsunternehmen Insolvenz angemeldet.
Betroffene Akteure und Branchen
Die allgemeine Kaufzurückhaltung und die Verlagerung des Geschäftsstrangs auf den Online-Handel, hat nicht nur große Modeketten wie Esprit und Jones betroffen, sondern auch namhafte Schmuckmarken wie Le Clou und Juwelier Reiter.
Zu den jüngsten Insolvenzen zählen auch die Nachfolgegesellschaften der geschlossenen Schuhketten Salamander und Delka, sowie Schuhquadrat und Schuhkreis. Mit rund 650 betroffenen Mitarbeitern hat der Diskonter Pepco die größte Welle von Entlassungen ausgelöst.
Auch die Einrichtungsbranche bleibt nicht verschont: Die Dekoartikelkette Depot mit etwa 300 Beschäftigten und das Möbelhaus Interio mit 80 Angestellten haben ebenfalls Insolvenz angemeldet.
Dramatischer Anstieg der Insolvenzen in Deutschland
Auch im Nachbarland ist die Lage dramatisch: In Deutschland hat sich die Zahl der Insolvenzen bei mittelgroßen und großen Unternehmen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Insgesamt stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um nahezu 30 Prozent auf 11.000 – der höchste Stand seit fast einem Jahrzehnt.
Besonders stark betroffen ist der Einzelhandel, dessen Pleiten im ersten Halbjahr 2024 um ein Fünftel zugenommen haben. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), erläutert die Situation: “Der Einzelhandel steht in den letzten Jahren unter Druck durch hohe Kosten und schwachen privaten Konsum. Viele Unternehmen müssen sich nun in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld behaupten, das durch die Folgen der Corona-Pandemie noch belastet wird.”
Ursachen für die Insolvenzwelle
Die Ursachen für den besorgniserregenden Anstieg der Insolvenzen sind vielfältig und vielschichtig. Dazu zählen die anhaltenden Nachwirkungen der Rezession von 2023, die allgemein schwächelnde wirtschaftliche Entwicklung sowie hohe Energiekosten und steuerliche Abgaben.
Zudem leidet der private Konsum unter Druck, während die langfristigen Effekte der Corona-Pandemie weiterhin spürbar sind. Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, formuliert die Lage prägnant: “Die Stabilität der Unternehmen in Deutschland ist derzeit so fragil wie seit vielen Jahren nicht mehr.”
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