Internationale Energieagentur (IEA) warnt Europa vor Erdgas-Krise im Winter
Europa hat seine Abhängigkeit von russischem Erdgas verringert. Doch sowohl die IEA, als auch Morgan Stanley schließen eine neuerliche Energiekrise auf dem Kontinent nicht aus. Ein strenger Winter und weniger russische Lieferungen könnten ab Oktober massive Preisschwankungen auslösen.
Die gute Nachricht: Erdgasvorräte in Europa sind reichlich vorhanden. Das macht sich Europa zunutze – mit Erfolg. Die Speicher werden früher als erwartet ihre volle Kapazität erreichen. Regierungen und Unternehmen sind deshalb überzeugt: Die Energiekrise des vergangenen Jahres dürfte sich wohl nicht wiederholen.
Überdies hat mittlerweile eine erhebliche Diversifizierung der Lieferanten von Erdöl und Erdgas nach Europa eingesetzt, wie der Think Tank Bruegel aufzeigt. Vor der Invasion in der Ukraine war Russland noch wichtigste Lieferant von beidem in die EU.
IEA: Speicher sind keine Garantie gegen Schwankungen im Winter
Doch die Internationale Energieagentur (IEA) warnt in ihrem neuen Bericht: Die Gefahr eines strengen Winters und möglicher Unterbrechungen der russischen Erdgaslieferungen stellen nach wie vor ein erhebliches Risiko für Europa dar. „Zwar haben sich die Fundamentaldaten des Marktes seit Anfang 2023 deutlich entspannt, und die Europäische Union ist auf dem besten Weg, ihre Speicher bis zu 95 Prozent der Arbeitskapazität zu füllen, doch sind volle Speicher keine Garantie gegen winterliche Schwankungen“, schreibt die IEA.
Die Berechnungen der IEA schließen einen starken Anstieg des Gas-Preises nicht aus: „Unsere Simulationen zeigen, dass ein kalter Winter zusammen mit einem vollständigen Stopp der russischen Gaslieferungen in die Europäische Union ab dem 1. Oktober 2023 leicht zu neuen Preisschwankungen und Marktspannungen führen könnten“.
Solar- und Windenergie könnten steigende Stromnachfrage nicht ausgleichen
Das US- Investmentbanking- und Wertpapierhandelsunternehmen Morgan Stanley warnt überdies: Bei schwindenden Erdgas -Lieferungen aus Russland wäre die EU nicht nur stärker auf Importe von Flüssiggas (LNG) aus dem Ausland angewiesen, sondern auch auf inländische erneuerbare Energien. Im Falle eines starken Frosts könnten Solar- und Windenergie den Anstieg der Stromnachfrage nicht ausgleichen. Dann könnte europäische Referenzgaspreis TTF wieder auf 100 Euro pro Megawattstunde ansteigen.
Die IEA hält fest: Für eines sichere Gasbilanz für den Winter 2023/24 sei „eine fortgesetzte strukturelle Verringerung der Gasnachfrage“, erforderlich.
Kommentare