Kassenärzte im Vorteil: Deutliche Unterschiede im Einkommen zu Wahlärzten
Die aktuelle Debatte um Einkommensunterschiede zwischen Kassen- und Wahlärzten hat durch eine neue Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) frischen Zündstoff erhalten.
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Vertragsärzte bei den Krankenkassen profitieren von einem erheblich höheren Einkommen. Doch was bedeutet das für die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Österreich?
„Als Kassenarzt kann man in Österreich sehr, sehr gut verdienen“, erklärte Andreas Huss, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, bei einer Pressekonferenz. Diese Aussage stützt sich auf die kürzlich vorgestellten Ergebnisse der IHS-Studie, die vom Dachverband der Sozialversicherungsträger in Auftrag gegeben wurde. Laut der Untersuchung liegt das Medianeinkommen von Kassenärzten bei ca. 201.306 Euro – fast doppelt so viel wie das ihrer Kollegen im Wahlärztebereich, deren durchschnittliches Einkommen bei 100.849 Euro liegt.
Die Studie berücksichtigt Faktoren wie Fachrichtungen und das Vorhandensein von Hausapotheken. Abgezogen wurden alle laufenden Betriebskosten, Sozialabgaben und auch die Personalausgaben. Auffällig ist jedoch, dass die Arbeitszeit nicht in die Berechnungen einfloss, ein Punkt, der die tatsächliche Belastung der Kassenärzte relativieren könnte.
Werbung für den Kassenarztberuf
Die präsentierten Ergebnisse nutzt der Dachverband gezielt, um das Berufsbild des Kassenarztes attraktiver zu machen. „Wir möchten diese Einkommenszahlen als Argument für eine Tätigkeit als Vertragsarzt nutzen“, erklärte Huss. Gleichzeitig gestand er ein, dass Kassenärzte oft einem intensiveren Arbeitsalltag gegenüberstehen.
Wahlärzte hingegen genießen größere Freiheiten, etwa durch flexiblere Öffnungszeiten und die Möglichkeit, zusätzlich in Spitälern tätig zu sein. Auch der individuellere Umgang mit Patienten, der meist mehr Zeit pro Behandlung ermöglicht, wird von Wahlärzten als Vorteil gesehen.
Verhandlungen in der Sackgasse
Die Honorarverhandlungen zwischen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und den Landesärztekammern gestalten sich weiterhin schwierig. Während jährlich Anpassungen der Honorare sowie die Integration neuer Leistungen in den Katalog diskutiert werden, stehen die Gespräche in zwei Bundesländern derzeit still.
Im Burgenland hat die Ärztekammer am Donnerstag mitgeteilt, dass die Verhandlungen mit der ÖGK gescheitert seien. Die Gesundheitskasse hingegen spricht lediglich von einer Verschiebung der Gespräche. Auch in der Steiermark kam es zuletzt zu Spannungen. Die Österreichische Ärztekammer fordert daher einen runden Tisch, um die Finanzierung des niedergelassenen Bereichs langfristig abzusichern.
Die präsentierte Studie unterstreicht die Attraktivität des Kassenarztberufs – zumindest in finanzieller Hinsicht. Doch die hohen Patientenzahlen und die Arbeitsintensität werfen die Frage auf, wie langfristig der Beruf gestaltet werden kann, ohne die medizinische Versorgung oder die Lebensqualität der Ärzte zu gefährden.
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