Elon Musk verschärft seinen erbitterten Streit mit OpenAI und setzt das Unternehmen nicht nur rechtlich, sondern auch öffentlich massiv unter Druck. Die Auseinandersetzung, die zunächst als interner Konflikt begann, hat inzwischen weitreichende Auswirkungen auf die gesamte KI-Branche – und könnte OpenAI, das auch ChatGPT betreibt, noch stärker belasten als je zuvor.

Der Zerfall einer Partnerschaft

Elon Musk gehörte zu den Mitbegründern von OpenAI und unterstützte das Unternehmen in seinen Anfangsjahren mit beträchtlichen Finanzmitteln. Zwischen 2015 und 2017 investierte Musk laut fast 45 Millionen Dollar in das Projekt, das ursprünglich darauf abzielte, Künstliche Intelligenz zum Nutzen der gesamten Menschheit zu entwickeln und nicht kommerziell auszurichten. Musk hatte zu dieser Zeit keine Anteile an OpenAI, da die Philosophie des Unternehmens den sozialen und ethischen Zweck über den finanziellen Gewinn stellte.

Doch das Projekt nahm eine andere Wendung, als Sam Altman 2019 eine gewinnorientierte Tochterfirma gründete, die OpenAI als kommerzielles Unternehmen weiterführte. In Zusammenarbeit mit Microsoft konnte diese Tochtergesellschaft eine beeindruckende Bewertung von über 157 Milliarden Dollar erreichen. Für Musk, der sich eine andere Ausrichtung für das Unternehmens gewünscht hatte, war dies ein Schlag ins Gesicht – auch, da er finanziell nicht am Erfolg der neuen OpenAI-Entwicklung beteiligt war.

Musk fordert Rechenschaft: Die ersten Klagen gegen OpenAI

Verärgert über den Verlust finanzieller Beteiligung und die kommerzielle Ausrichtung von OpenAI, reichte Musk im Februar 2024 die erste Klage ein. Er beschuldigte die Führung von OpenAI, insbesondere Sam Altman und Greg Brockman, den ursprünglichen Vertrag verletzt zu haben. Die Gründung der Tochterfirma sei nicht im Einklang mit dem ursprünglichen Ziel von OpenAI gewesen, eine gemeinnützige KI zu entwickeln, sondern stelle einen klaren Bruch mit den Gründungsprinzipien dar.

Die erste Klage zog Musk jedoch im Juni zurück, doch schon bald folgte die nächste. Musk beschuldigte OpenAI und Microsoft, sich gegen ihn verschworen zu haben, um ihn finanziell von der Tochterfirma fernzuhalten und damit seine Beteiligung am Erfolg zu verhindern. „Die vorherige Klage hatte keine Zähne – und ich glaube nicht an die Zahnfee“, sagte Musks Anwalt Marc Toberoff in einem Interview und deutete damit an, dass die erste Klage nicht ausreichte, um Musks Ziel zu erreichen.

Neue Wendung: Musk setzt auf Kartellrecht

In einem neuen Schritt geht Musk nun noch weiter: In einem ergänzenden Addendum zur Klage wird nicht nur Microsoft, sondern auch die Kartellgesetzgebung ins Spiel gebracht. Musk und seine Anwälte werfen Microsoft vor, durch die intensive Partnerschaft mit OpenAI, einschließlich vertraulichem Informationsaustausch und einer „De-facto-Fusion“ beider Unternehmen, gegen das Kartellrecht verstoßen zu haben. Microsoft habe dadurch unfairen Zugang zu Ressourcen wie Rechenleistung und Infrastruktur erhalten, was es Konkurrenten wie Musks eigener KI-Firma „X.AI“ erschwert habe, zu ähnlichen Konditionen wettbewerbsfähig zu bleiben.

Musk behauptet obendrein, dass OpenAI aktiv versucht habe, Unternehmen wie X.AI auszuschalten, indem es Investoren dazu drängte, keine Gelder in die Konkurrenz zu stecken.

OpenAI und Microsoft unter Druck

OpenAI hat sich bislang nicht erneut zu den neuen Vorwürfen geäußert und verweist auf die Veröffentlichung im März. Doch die Lage ist nun deutlich angespannter. Besonders Microsoft, das in den letzten Jahren zu einem zentralen Partner von OpenAI geworden ist, könnte ein Problem bekommen. Sollte das Justizministerium unter der neuen Regierung von Donald Trump Musks Argumentation folgen, könnte es zu Ermittlungen kommen, die sowohl OpenAI als auch Microsoft erheblich belasten.

Die Auswirkungen einer möglichen Kartelluntersuchung wären nicht nur finanzieller Natur – sie könnten die gesamte Partnerschaft zwischen OpenAI und Microsoft auf den Prüfstand und sogar die Geschäftsmodelle beider Unternehmen infrage stellen. Sollte es zu einem Vergleich kommen, könnten Musk und sein Unternehmen ein erhebliches finanzielles Zugeständnis erhalten, um den Fall außergerichtlich beizulegen.

Ausblick: Ein Kampf um Macht und Einfluss

Der Rechtsstreit zwischen Musk und OpenAI zeigt die Spannungen in der wachsenden KI-Branche auf, die immer mehr von Wettbewerb und kommerziellen Interessen geprägt ist. Die neue Klage könnte nicht nur das Verhältnis zwischen Musk und Altman, bzw. Microsoft weiter eskalieren lassen, sondern auch weitreichende Folgen für die gesamte KI-Industrie haben.