Krisenmodus in der Autozulieferindustrie: Lohnverzicht könnte sich anbahnen
Die Herausforderungen in der Automobilbranche werden zunehmend spürbar. Auch in Österreichs eng vernetzter Zulieferindustrie stehen Unternehmen unter Druck. Von Werksschließungen bis hin zu drastischen Sparmaßnahmen wie Lohnverzicht und Kündigungen – die Lage verschärft sich zusehends.
Die Schließung des Audi-Werks in Brüssel, das für die Produktion des Elektro-SUVs Q8 e-tron bekannt war, markiert einen bitteren Wendepunkt in der europäischen Automobilindustrie. Der traditionsreiche Standort, einst als Vorzeigeprojekt der Marke gepriesen, wird Ende Februar endgültig schließen. Grund dafür sind laut Audi die steigenden Produktionskosten und eine nachlassende Nachfrage nach Luxus-Elektroautos. Diese Entwicklung trifft nicht nur die deutsche Autoindustrie, sondern auch die eng mit ihr verflochtenen österreichischen Zulieferer schwer.
Die Voestalpine, ein österreichischer Stahl- und Technologie-Konzern, hat bereits angekündigt, auf die Beschäftigungssicherungsklausel im Metallkollektivvertrag zurückzugreifen. Mehrere Standorte, darunter die Gießerei in Linz und Betriebe in Kapfenberg, könnten von einem sogenannten „Lohnrabatt“ profitieren. Dabei wird ein Teil der vereinbarten Lohnerhöhungen in Form von Urlaub, Zeitausgleich oder Weiterbildung kompensiert. Die endgültige Entscheidung, ob diese Maßnahme umgesetzt wird, soll nach den Feiertagen fallen.
Lohnverzicht unter Druck
Eine noch radikalere Vorgehensweise zeigt der Kirchdorfer Autozulieferer TCG Unitech. Hier haben 94 Prozent der Beschäftigten freiwillig auf Gehaltserhöhungen verzichtet, nachdem das Management die Wahl zwischen Lohnkürzungen und umfangreichen Stellenstreichungen stellte. Die Gewerkschaften reagierten empört. Reinhold Binder, Vorsitzender der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge, kritisierte die Maßnahmen scharf: „Mitarbeiter mit einem Arbeitsplatzverlust unter Druck zu setzen, ist schlichtweg inakzeptabel.“
Auch andere Unternehmen prüfen ähnliche Schritte, um die Personalkosten zu senken. Laut Industriekreisen haben allein in der Metalltechnischen Industrie rund 140 Betriebe entsprechende Anträge gestellt.
Insolvenz bei KTM: Ein Schatten auf Oberösterreichs Wirtschaft
Ein weiteres Kapitel in der Krise der Branche schreibt der insolvente Motorradhersteller KTM. Das Unternehmen, einst eine Ikone des Motorsports, hat die Produktion vorübergehend eingestellt und den Weihnachtsurlaub vorgezogen. Besonders bitter: Die Löhne für Dezember werden nicht wie ursprünglich angekündigt vorzeitig ausgezahlt.
Inmitten der Turbulenzen mahnen Experten wie Alex Brenner von der Boston Consulting Group zur Besonnenheit. Zwar seien Sparmaßnahmen in der Zulieferbranche unvermeidbar, doch müssten Unternehmen gleichzeitig in zukunftsweisende Technologien wie Halbleiter, Batterien und Software investieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
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