Nervosität wegen Blackouts steigt: Experten in Deutschland fordern mehr Vorbereitungen
Ein großer Stromausfall hätte für Deutschland bedrohliche Folgen. Stromversorger warnen vor unnötiger Panikmache, doch Experten üben Kritik an der Verharmlosung. Die Bürger würden zu wenig informiert, kritisieren sie. Im Ernstfall würde das die Lage massiv verschärfen.
In Deutschland häufen sich Warnungen vor einem flächendeckenden Stromausfall – kurz: Blackout. Einige Stromversorger sprechen von Panikmache. Das deutsche Netz sei auch mit weniger Gas vergleichsweise sicher. Allerdings häufen sich zurzeit verschiedene negative Trends. Die meisten Bürger sind auf ein Blackout nach wie vor nicht vorbereitet, und das würde im Ernstfall die Lage verschärfen.
Ein kalter Winter erhöht die Gefahr
Ein extrem kalter Winter könnte problematisch werden, räumt Dominik Möst, Professor für Energiewirtschaft der TU Dresden, gegenüber dem ZDF ein: „Die Temperatur hat einen großen Einfluss auf die Höhe der Nachfrage. Je kälter, desto höher die Stromnachfrage, bedingt durch Länder mit hohen Anteilen an Elektroheizungen“. Weitere negative Trends sind die steigenden Kosten für einen sicheren Netzbetrieb, Knappheiten in Folge der hohen Strompreise, die fehlende Verfügbarkeit vieler Atomkraftwerke in Frankreich.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund meldete aber: „Die Gefahr eines Blackouts ist gegeben.“ Auch die EU-Kommission bereitet sich auf mögliche Stromausfälle vor. „Es ist gut möglich, dass Katastrophenhilfe auch innerhalb der EU nötig wird“, sagte zuletzt der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Konkret nannte er einen Blackout.
Die meisten Deutschen sind nicht vorbereitet
Laut einer Umfrage des Forschungsinstituts Civey haben 28 Prozent der Deutschen konkret Vorsorge für einen schwereren Ausfall der Stromversorgung getroffen. Das halten einige Experten für zu wenig.
Landrat Martin Sommer aus dem Landkreis Steinfurt gesteht gegenüber der „Welt“: „Im Fall eines Blackouts werden wir nicht alle Probleme sofort lösen und nicht in jedem Einzelfall gleich helfen können. Manches kann dann auch einige Zeit dauern.“ Der Einsatzleiter und Präsident des Medizinischen Katastrophen-Hilfswerks (MHW), Robert Schmitt: „Jeder, der vorbereitet ist und vielleicht auch seinem Nachbarn helfen kann, entlastet uns Einsatzkräfte. Um den müssen wir uns nicht kümmern.“ Der Staat könne „nicht für alles Vorsorge treffen“.
„Panik ist ein schlechter Ratgeber – die Dinge nicht beim Namen zu nennen oder zu verharmlosen aber auch“, kommentiert Michael Höfling in der „Welt“. „Das führt am Ende dazu, dass viele Bürger die wahren Risiken, die der kommende Winter der Energiearmut birgt, unterschätzen und sich im Falle eines Falles vermeidbaren Gefahren aussetzen.“
Kommentare