Ab dem 1. Jänner 2025 stehen Haushalte und Unternehmen in Österreich vor einer spürbaren finanziellen Mehrbelastung. Die Stromnetzentgelte, die für die Nutzung und den Erhalt der Stromnetzinfrastruktur anfallen, erhöhen sich österreichweit im Schnitt um 19 Prozent.

Haushalte sind besonders betroffen, denn hier steigen die Kosten im Durchschnitt um 23 Prozent. Alfons Haber, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, konkretisiert: „Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden bedeutet das eine jährliche Mehrbelastung von 73 Euro – oder 6,10 Euro pro Monat.“

Gründe für die Kostenexplosion

Der deutliche Anstieg der Netzentgelte lässt sich vor allem auf den erhöhten Investitionen der Netzbetreiber in den Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur im Zusammenhang mit der Energiewende zurückführen. Wolfgang Urbantschitsch, ebenfalls Vorstand der E-Control, sieht das Ganze so: „Die Netzkosten sind weitgehend fix und hängen nicht allein vom Verbrauch ab. Entscheidend ist, wie stark das Netz von Einspeisung und Entnahme belastet wird – insbesondere zu Spitzenzeiten.“

Es wird immer deutlicher, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien, wie Photovoltaik, umfassende Netzadaptierungen erfordert. Die ungleichmäßige Einspeisung von Solarstrom führt zu Belastungsspitzen, die die Stabilität des Stromnetzes gefährden und zusätzliche Investitionen notwendig machen.

Ein weiteres Problem ist die ungleiche Kostenverteilung zwischen den Haushalten und Großverbrauchern. Während für Industriebetriebe eine Leistungsmessung erfolgt, fehlt diese bei privaten Haushalten nahezu vollständig. Dadurch zahlen Kleinkunden oft unverhältnismäßig hohe Beiträge, obwohl ihre Netzbelastung geringer ist. Urbantschitsch fordert die Politik auf, endlich zu handeln: „Das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) ist essenziell, um die Kostenverteilung verursachungsgerecht zu gestalten. Es ist dringend notwendig, dass die kommende Regierung dieses Vorhaben priorisiert.“

Regionale Unterschiede: Ein Flickenteppich der Belastung

Die Höhe der Netzentgelte variiert in Österreich erheblich. Besonders drastisch sind die Steigerungen im Kleinwalsertal, wo die jährlichen Kosten um 168,50 Euro oder 22,4 % ansteigen. Hier zahlen Verbraucher mit 21,91 Cent pro Kilowattstunde den höchsten Tarif im Land. Im Gegensatz dazu profitieren Grazer Haushalte von einem Rückgang der Netzentgelte um 14,65 Euro pro Jahr. Dieser Unterschied von fast 120 Euro verdeutlicht die Diskrepanzen innerhalb der Bundesländer.