Österreich unter Druck: Ukraine beendet Gastransit – Europa steht vor neuen Herausforderungen
Zum Jahresende endet der Vertrag zwischen der Ukraine und Russland über den Gastransport nach Europa, eine Vereinbarung, die seit Jahren eine zentrale Rolle in der europäischen Energieversorgung spielt. Die Entscheidung Kiews, diesen Vertrag nicht zu verlängern, hat nicht nur geopolitische, sondern auch gravierende wirtschaftliche Auswirkungen, insbesondere für Österreich.
Seit Ende 2019 regelte ein Fünfjahresvertrag zwischen ukrainischen Unternehmen und dem russischen Energiekonzern Gazprom den Gastransit durch die Ukraine. Doch die Beziehungen zwischen Kiew und Moskau haben sich, insbesondere durch den anhaltenden militärischen Konflikt, dramatisch verschlechtert. Vor diesem Hintergrund verkündete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass es keine Verlängerung des Vertrages geben werde. „Es ist vorbei“, erklärte er unmissverständlich.
Der Kreml reagierte prompt auf diese Ankündigung und warnte vor erheblichen Preissteigerungen für europäische Verbraucher, sollten die Gaslieferungen durch die Ukraine tatsächlich eingestellt werden. Kremlsprecher Dmitrij Peskow betonte, dass die Entscheidung der Ukraine den europäischen Verbrauchern schaden werde, die weiterhin auf russisches Gas angewiesen sind. Europa müsse für alternative Gasquellen, wie Flüssiggas aus den USA, Katar, Australien oder Kanada, erheblich mehr bezahlen.
Österreich besonders stark betroffen
Österreich ist besonders stark von dieser Entwicklung betroffen. Im Dezember 2023 stammten 98 % der österreichischen Gasimporte aus Russland. Durch langfristige Lieferverträge, die schwer aufzulösen sind und oft sogenannte “Take-or-Pay”-Klauseln enthalten, ist das Land fest an russisches Gas gebunden. Der österreichische Mineralölkonzern OMV bezieht weiterhin russisches Gas, sowohl aufgrund dieser bestehenden Verträge als auch aus wirtschaftlichen Überlegungen. Im Gegensatz zu Deutschland, das sich vollständig von russischem Pipelinegas gelöst hat, bleibt Österreich stark abhängig. Zwar wurden alternative Gasimporte aus den USA, Katar oder Australien in Betracht gezogen, doch diese Optionen scheinen bislang nicht ausreichend zu sein.
Gaslieferungen nach Österreich weiterhin fraglich
Es bleibt abzuwarten, ob Österreich sich von den russischen Verträgen lösen wird und auf alternative Lieferquellen umsteigt, oder ob das Land weiterhin russisches Gas, möglicherweise über die TurkStream-Pipeline, beziehen wird.
Das Problem mit TurkStream gestaltet sich jedoch wie folgt: Die Pipeline verfügt gerade einmal über eine Gesamtförderkapazität von 31,5 Milliarden Kubikmetern jährlich, wobei die Hälfte dieses Volumens für den türkischen Markt reserviert ist. Die Pipeline verläuft durch das Schwarze Meer, die Türkei und den Balkan bis nach Osteuropa. Da Österreich nicht direkt an dieser Route liegt, müsste das Gas über andere Länder transportiert werden. Um Gas aus TurkStream nach Österreich zu leiten, wären möglicherweise neue Pipelineverbindungen oder Erweiterungen der bestehenden Infrastruktur erforderlich.
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