Österreichs Abhängigkeit von Gazprom: Risiko oder Chance?
Österreich ist in hohem Maße von russischem Gas abhängig, eine Tatsache, die besonders in Krisenzeiten geopolitisch und wirtschaftlich brisant ist. Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), betonte im Podcast “Wirtschaft Welt & Weit” die Dimension dieser Abhängigkeit: “De facto kommt das ganze österreichische Gas aus Russland.”
Zwar bezieht das Land auch einen geringen Anteil über Deutschland, doch der Löwenanteil stammt aus russischen Quellen. Die Zahlen sprechen für sich: Im Dezember 2023 bezog Österreich 98% der Gasimporte aus Russland, während der Anteil über das Jahr 2023 hinweg zwischen 43% und 90% schwankte. Im Juni 2024 belief sich dieser Anteil auf 83%. Die enge Verbindung zu Russland ist vor allem durch einen langfristigen „Take-or-pay‟-Vertrag zwischen dem österreichischen Energieversorger „OMV‟ und dem russischen Energiekonzern Gazprom bis ins Jahr 2040 gefestigt. Dieser Vertrag bindet Österreich vertraglich an die Abnahme bestimmter Gasmengen, unabhängig vom tatsächlichen Bedarf.
Eine unerwartete Wende könnte jedoch durch die Entwicklungen in der Ukraine bevorstehen. Das Transitabkommen zwischen der Ukraine und Gazprom, das den Gasfluss durch ukrainisches Territorium regelt, läuft Ende dieses Jahres aus. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits angekündigt, den Gastransit durch die Ukraine nicht zu verlängern. Ohne diese Vereinbarung würde Österreich komplett von russischen Gaslieferungen abgeschnitten – eine dramatische Situation für das Land, das sich mitten im Winter auf alternative Quellen verlassen müsste.
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