Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) könnten bis 2035 rund 140.000 Arbeitsplätze in der deutschen Autobranche verloren gehen.

Eine politische Wende sei aber nicht nur essenziell für den Erhalt vieler Arbeitsplätze, sondern vor allem entscheidend für Deutschlands wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Müllers Ansicht nach braucht es mehr als kurzfristige Krisenmaßnahmen – ein umfassender, strategischer Paradigmenwechsel ist überfällig.

Sie fordert daher Reformen und weniger Regulierung, die der Innovationskraft der deutschen Automobilbranche Luft zum Atmen geben. Anstelle von Mikromanagement wünscht sie sich einen pragmatischen Ansatz und mehr Spielraum für die Industrie.

Wettbewerbsfähiger Standort: Deutschland als Achillesferse

Müller warnte eindringlich davor, dass die Standortbedingungen in Deutschland zunehmend zum Problem werden. Eine zentrale Forderung ist die Senkung der Energiepreise, die für die internationale Konkurrenzfähigkeit unverzichtbar seien.

Zusätzlich verlangt sie ein steuerlich attraktiveres Umfeld sowie eine rigorose Reduzierung der Bürokratie, um Investitionen zu fördern und Innovationen zu erleichtern.

Müller plädiert zudem für den Abschluss von Rohstoff- und Energiepartnerschaften und die Intensivierung von Freihandelsabkommen als zentrale Bausteine einer zukunftsorientierten Wirtschaftspolitik.

Infrastruktur und Digitalisierung als Grundpfeiler

Mit Blick auf die Infrastruktur für Elektromobilität sieht die VDA-Chefin erheblichen Nachholbedarf. Die Zahl der Ladepunkte ist nach wie vor unzureichend, weshalb sie zu einem gemeinsamen “Ladegipfel” mit allen relevanten Akteuren aufruft.

Ebenso essenziell ist der Ausbau der Stromnetze, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, sowie die flächendeckende Verfügbarkeit von 100 % Ökostrom sicherzustellen. Auch der Ausbau eines flächendeckenden 5G-Netzes sei unverzichtbar, um digitale Prozesse im Mobilitätsbereich zu unterstützen.

Hildegard Müller ist Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie.GETTYIMAGES/Alexander Hassenstein / Staff

Gesellschaftlicher Rückhalt und sozialer Zugang zur Mobilität

Ein weiterer Schwerpunkt von Müllers Rede lag auf der sozialen Flankierung der grünen Transformation. Sie betonte, dass die Umstellung auf Elektromobilität nur mit einem langfristigen gesellschaftlichen Rückhalt gelingen könne.

Mobilität müsse für die breite Bevölkerung zugänglich und erschwinglich bleiben. Ihrer Ansicht nach sei eine inklusive Transformation unabdingbar, damit Elektromobilität auch die breite Bevölkerung erreicht und nicht zum Luxusgut wird.

Fazit: Entschlossenes Handeln für eine starke Zukunft

Hildegard Müller machte in ihrer Rede deutlich, dass der Wandel zur Elektromobilität eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Um Arbeitsplatzverluste zu vermeiden und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern, fordert sie eine langfristige Strategie, entschlossene Reformen und klare Rahmenbedingungen von der Politik.