Die Situation bei den Netzkosten sieht durchaus unerfreulich aus. Joel Tölgyes, Energieexperte der AK, prognostizierte in einem Pressegespräch am Mittwoch, dass die Netzkosten im kommenden Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit um bis zu 20 Prozent ansteigen könnten.

Diese Schätzung beruht darauf, dass die Systemnutzungsentgelte-Verordnung, welche die Netztarife für 2025 festlegt, derzeit noch nicht vorliegt. Die Regulierungsbehörde E-Control hat bereits die erforderlichen Daten zu den Instandhaltungs-, Betriebs- und Ausbaukosten von sämtlichen Netzbetreibern in Österreich gesammelt und wird in naher Zukunft eine detaillierte Kostenschätzung präsentieren.

Vorschläge zur Minderung der Netzkosten

Die Arbeiterkammer hat verschiedene Vorschläge unterbreitet, um die steigenden Netzkosten in den Griff zu bekommen. Tölgyes plädiert für eine öffentliche Kofinanzierung. Eine bessere Auslastung des Netzes könnte die Investitionskosten erheblich reduzieren. Staatliche Kreditgarantien, Investitionszuschüsse sowie eine Verlängerung der Abschreibungszeiträume wären weitere geeignete Maßnahmen zur Senkung der Kosten.

Letztlich ist jedoch auch eine gerechtere Verteilung der Kosten von entscheidender Bedeutung. Stromproduzenten und Großverbraucher sollten stärker in die Finanzierung einbezogen werden, um die finanzielle Last nicht ausschließlich auf die Haushalte abzuwälzen.

Erheblicher Anstieg der Haushaltskosten

Ein Anstieg um 20 Prozent würde für jeden österreichischen Haushalt, basierend auf den derzeit durchschnittlichen Kosten von 300 Euro jährlich, eine Erhöhung auf etwa 360 Euro netto bedeuten, nach Abzug der Mehrwertsteuer.

Darüber hinaus könnte sich die finanzielle Belastung für Haushalte sowie für kleine und mittelständische Unternehmen weiter erhöhen. Tölgyes warnt, dass sich bis 2030 der jährliche Fixbeitrag für ein modernes Stromnetz auf sogar durchschnittlich 600 Euro netto verdoppeln könnte. Dies gilt insbesondere, wenn die steigenden Kosten für den Ausbau, die Instandhaltung und den Betrieb des Stromnetzes in Österreich nicht gerechter verteilt werden.

Massive Investitionen in den Netzausbau

Für den Netzausbau plant die Austrian Power Grid (APG) allein in den nächsten zehn Jahren Investitionen von rund neun Milliarden Euro. Die Netzbetreiber auf kommunaler und Landesebene wollen zusätzlich bis 2030 weitere 20 Milliarden Euro in den Ausbau investieren. Die Dimensionierung des Netzes muss jedoch den höchsten Belastungen Rechnung tragen.

Falls die Spitzenbelastung in den Wintermonaten auftritt, kann es nicht ausreichend sein, das Netz nur auf die Anforderungen im Hochsommer anzupassen. Ziel sollte es sein, durch Anreize, wie günstigere Tarife, die Verbrauchsmuster so zu verändern, dass Spitzenbelastungen vermieden werden.