Hohe Inflation, ein schwächelnder Rubel und ein drastisch gestiegener Leitzins von zuletzt 21 Prozent belasten die russische Wirtschaft schwer. Nun kommt ein weiteres Problem hinzu – ausgerechnet beim Gas, einem der wichtigsten Exportgüter Russlands. Die jüngsten US-Sanktionen gegen die Gazprombank treffen den Kreml empfindlich und zwingen Präsident Wladimir Putin zu einer erneuten Anpassung seiner Politik.

Im Jahr 2022 hatte Putin per Dekret alle Gaszahlungen über die Gazprombank gelenkt, um den Einfluss westlicher Sanktionen zu umgehen und den Rubel künstlich zu stärken.

Durch die Bindung an die Gazprombank sollten Sanktionen ins Leere laufen, während der Kreml seine finanzielle Stabilität absicherte.

Doch die USA haben am 21. November auch diese Bank ins Visier genommen. Mit den neuen Sanktionen wird die Gazprombank vom internationalen Finanzsystem weitgehend abgeschnitten – ein massiver Rückschlag für Moskau. Die russische Regierung reagierte prompt mit einer Gesetzesänderung, die es erlaubt, Gaszahlungen auch über andere „bevollmächtigte Banken“ oder durch Schuldenaufrechnungen abzuwickeln. Welche Banken das sein könnten, bleibt jedoch unklar. Die Verwirrung ist groß, und die neuen Regeln wirken improvisiert.

Auswirkungen reichen weit über Russland hinaus

Die jüngste Entwicklung zeigt die wachsende Angreifbarkeit der russischen Wirtschaft. Die Zentralbank, die sich zuvor aus der Schusslinie gebracht hatte, könnte durch die Sanktionen gegen die Gazprombank wieder stärker unter Druck geraten. Der Rubel, ohnehin auf Talfahrt, dürfte weiter an Wert verlieren. Gleichzeitig steht Putins Plan, die Nachfrage nach Rubel durch Gaszahlungen zu stärken, auf wackeligen Beinen.

Die Auswirkungen reichen weit über Russland hinaus. Einige europäische Länder, darunter das NATO-Mitglied Ungarn, suchen bereits nach Ausnahmeregelungen. Außenminister Péter Szijjártó warnte, dass die Sanktionen Ungarns Energiesicherheit gefährden könnten. Doch für Putin stellt dies kein Triumph dar, sondern vielmehr eine Mahnung: Seine einst als unverwundbar geltenden wirtschaftlichen Hebel geraten zunehmend unter Druck.

Putins Politik wirkt verzweifelt

Die Situation verdeutlicht, wie sehr sich der Kreml verkalkuliert hat. Während Putin versucht, sein Land durch immer neue Verordnungen und Tricks vor den wirtschaftlichen Folgen des Krieges zu bewahren, wird das Fundament seiner Macht immer poröser. Der Rubel verliert an Stärke, die Wirtschaft kämpft gegen die Isolation, und der einstige Glanz des “unabhängigen” Finanzsystems bröckelt.

Inmitten dieser Krise wirkt Putins jüngste Gesetzesänderung nicht wie ein Zeichen von Stärke, sondern wie ein verzweifelter Rettungsversuch. Die Frage ist nicht mehr, ob die Sanktionen Russland treffen – sondern wie tief der Schaden noch geht.