„Zu Beginn dieses Monats ist die deutsche Stromversorgung an ihre Grenzen geraten“, schrieb Krebber in einem langen, viel beachteten Beitrag bei LinkedIn. Krebber sah Deutschland Anfang des Monats nicht weniger als am Rande des Kollapses und warnt nun davor, dass es im Januar, wenn der Energiebedarf noch viel höher und die Tage noch kürzer sind, soweit sein könnte, wenn Wind und Sonne erneut komplett ausfallen.

Konkret ist die Rede vom 6. November, einem Tag, an dem Wind und Sonne über Stunden hinweg beinahe 0 Strom produziert haben und beinahe die gesamte Versorgung Deutschlands an konventionellen Kraftwerken mit Gas und Kohle und jede Menge Strom aus dem Ausland hing. Die Preise schossen um den Faktor 10 nach oben. Allein das sei „mehr als ein Warnschuss“ gewesen, so Krebber.

RWE-Chef Krebber listet auf: „Die Nachfrage betrug rund 66 Gigawatt. Sie wurde gedeckt durch heimische Produktion (rund 53 Gigawatt) und durch Importe (rund 13 Gigawatt). Dabei war fast die komplette inländische Versorgung verfügbar (nur rund 4 Gigawatt nicht, was allerdings nicht unüblich ist). Bei der Importleistung waren nur rund 3 Gigawatt Interconnector-Kapazität nicht verfügbar (ebenfalls nicht unüblich).“

Dann warnt Krebber vor dem Kollaps im Januar: „Ganz konkret heißt das, dass die gleiche Situation an einem anderen Tag mit höherer Spitzenlast nicht zu bewältigen gewesen wäre. Zum Beispiel im Januar. Die höchste Stromnachfrage des Jahres gab es am 15.01., sie lag bei mehr als 75 Gigawatt. Und damit bei fast 10 Gigawatt mehr als am 6. November!“

Auf Wind und Sonne ist niemals zu 100 Prozent Verlass, weshalb es an „gesicherter Leistung”, also an Kraftwerken, die unabhängig von Wind und Wetter zu jeder Tages- und Nachtzeit verlässlich Strom liefern, fehlt!

„Und wir tun in Deutschland (seit Jahren) so, als sei die Frage nach dem Zubau von gesicherter Leistung etwas, was sich aufschieben lässt. Dabei sehen wir schon heute ganz klar, was passiert, wenn man Leistung abschaltet und den Erneuerbaren kein Backup zur Seite stellt. Nein, wir haben keine Zeit mehr, ganz im Gegenteil. Die Zeit rennt und der Zubau drängt – nicht erst seit diesem Monat“, so der RWE-CEO.

Kraftwerksstrategie auf Eis

Krebber ziehlt auf die sogenannte „Kraftwerksstrategie“ der Bundesregierung ab, die nach dem Bruch der Ampel zunächst auf Eis liegt. Geplant war, mehr als 10 Gigawatt an Gaskraftwerken hinzuzubauen, um an Tage ohne Wind und Sonne einspringen zu können. Stattdessen hat Deutschland in den vergangenen Jahren nur Kraftwerke mit gesicherter Leistung – seine es Atom- oder Kohlekraftwerke – vom Netz genommen,

In den Kommentaren unter dem Beitrag entbrannte eine Debatte, welche Maßnahmen die richtigen sein könnten. Die Meinungen schwankten zwischen der Rückkehr der Atomkraft, über die Kraftwerksstrategie der Regierung und den Ausbau von Groß-Akkus bis hin zur Lösung des Problems mit der Modernisierung des Stromnetzes.

RWE-Chef Krebber scheint mit der Sorge vor dem Strom-Kollaps jedenfalls nicht allein zu sein.

Der Beitrag ist ursprünglich auf unserem deutschen Partner-Portal NIUS erschienen.