Nach neuesten Schätzungen wird die österreichische Wirtschaft im Jahr 2024 weiterhin schrumpfen. Sowohl das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) als auch das Institut für Höhere Studien (IHS) haben zuletzt ihre Prognosen für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Die Wirtschaft soll um 0,6 Prozent zurückgehen, nachdem sie bereits im Vorjahr um 1 Prozent gesunken war. Damit durchlebt das Land die längste Rezession seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Auch für 2024 wird eine schwache Konjunktur erwartet, mit einem minimalen Wachstum von knapp 1 Prozent. Eine wirtschaftliche Erholung scheint in weiter Ferne, was auf strukturelle Probleme hinweist, die Österreich in den kommenden Jahren belasten könnten. Diese schlechte Entwicklung trifft just nach den Nationalratswahlen ein. Der politische Druck steigt, da das Budgetdefizit für das laufende Jahr auf 3,3 Prozent des BIP angehoben wurde – deutlich über der Maastricht-Grenze.

Die Wirtschaftskrise wird durch die enge Verbindung Österreichs mit Deutschland weiter verschärft. Deutschlands Konjunkturprobleme, insbesondere in der Automobilbranche, treffen auch Österreich hart. Die deutsche Autoindustrie kämpft mit Produktionsrückgängen, was sich direkt auf österreichische Zulieferer auswirkt, die stark von diesem Sektor abhängen. Immer mehr Unternehmen erwägen eine Verlagerung ihrer Produktion ins Ausland, um Kosten zu senken. Ein prominentes Beispiel ist die KTM-Gruppe, die Teile ihrer Produktion von Mattighofen nach Asien verlegt.

Die heimischen Automobil-Zulieferer bekommen die Probleme in Deutschland deutlich zu spürenAPA/Deutsche Presse-Agentur GmbH/Sina Schuldt/APA/Deutsche Presse-Agentur GmbH/Sina Schuldt

Rund ein Drittel der österreichischen Exporte geht nach Deutschland, vor allem Fahrzeuge, Maschinen, chemische Erzeugnisse und Metallwaren. Dieser enge wirtschaftliche Austausch macht Österreich besonders anfällig für die wirtschaftlichen Schwächen seines nördlichen Nachbarn. Gleichzeitig importiert Österreich eine große Menge an Waren aus Deutschland, was die wechselseitige Abhängigkeit zusätzlich verstärkt.

Neben dem Handel spielen deutsche Unternehmen auch als Investoren in Österreich eine entscheidende Rolle. Große Konzerne wie Siemens, BMW und Daimler betreiben Niederlassungen in Österreich und schaffen Arbeitsplätze. Eine Konjunkturabschwächung in Deutschland würde somit nicht nur den Handel, sondern auch den österreichischen Arbeitsmarkt empfindlich treffen.

Der schleichende Abstieg Österreichs wird weiter durch interne Faktoren wie den Inflationsschock, hohe Löhne und fallende Exporte verstärkt. Trotz steigender Haushaltseinkommen aufgrund höherer Löhne wirkt sich dies kaum auf den Konsum aus, da die Menschen aus Vorsicht eher sparen. Dies schürt die Gefahr einer Stagnation, während die Industrie weiter schwächelt und die Arbeitslosigkeit auf 7 Prozent steigen könnte.

Die neue Regierung steht vor der schwierigen Aufgabe, die Wirtschaft zu stabilisieren, ohne das fragile Wachstum abzuwürgen. Während einige Ökonomen vor einem harten Sparpaket warnen, scheinen Steuererhöhungen unvermeidlich, um das Defizit zu reduzieren. Kurzfristig könnten Anpassungen bei Mineralöl- oder Grundsteuern infrage kommen-´

"Das beste Mittel ist eine strenge Ausgabenbremse"

“Um diesen Trend in Zukunft zu verhindern, sind Reformen notwendig”, heißt es dazu seitens der “Agenda Austria” auf Anfrage des exxpress. “Um einen langfristigen Anstieg des Defizits zu vermeiden, müssen die Ausgaben gesenkt werden. Eine strenge Ausgabenbremse ist hierfür das beste Mittel. Die Schweiz und Schweden zeigen, dass dies eine effektive Maßnahme ist, um einen effizienten und qualitativ hochwertigen Staat zu organisieren, ohne dass sich die Länder kaputtsparen würden”, erklären dazu Hanno Lorenz und Dénes Kucsera.

Begleitet werden sollte dies von Maßnahmen, die Ausgabentreiber reduzieren: “Eine Koppelung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung würde das Budget mittelfristig um mehrere Milliarden Euro entlasten.” Und: “Der Förderwildwuchs bietet hohe Einsparungspotenziale, von einer effektiveren Aufgabenverteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden gar nicht zu sprechen”, so die Wirtschaftsexperten.