Schwächelnde Konjunktur: Sparen wird schwierig werden
Wirtschaftsinstitute verheißen keine leichten Zeiten für die Politik, um den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen. Mit Sparen allein werde man nicht weit genug kommen, prognostizieren sie.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen Österreichs sind derzeit vielfältig und komplex. Während die Konjunktur weiterhin schwächelt, sieht sich das Land gezwungen, seine Staatsfinanzen langfristig zu stabilisieren. Doch das Sparen gestaltet sich als Gratwanderung, wie die jüngsten Prognosen des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) und des Instituts für Höhere Studien (IHS) verdeutlichen.
Ein düsterer Wirtschaftsausblick
Die österreichische Wirtschaft bleibt in der Rezession. Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,9 % im Jahr 2024 erwarten die Experten für 2025 lediglich ein marginales Wachstum von 0,6 % (WIFO) bzw. 0,7 % (IHS). Eine spürbare Erholung wird frühestens 2026 mit einem Plus von 1,2 % bzw. 1,3 % prognostiziert.
Jedoch sind diese Zahlen ohne Berücksichtigung eines Sparprogramms berechnet, das die künftige Regierung wohl beschließen wird. Gabriel Felbermayr, Direktor des WIFO, mahnt: „Ein überhastetes Sparprogramm birgt die Gefahr, die schwache Konjunktur weiter zu dämpfen und Österreich erneut in eine Rezession zu treiben.“
Die strukturellen Probleme der österreichischen Wirtschaft, so das IHS, sind unübersehbar. Fehlende Impulse für einen Aufschwung sowie Unsicherheiten in der Wirtschaftspolitik verstärken die fragile Lage.
„Nur Kürzen wird nicht reichen“
Während Einsparungen unumgänglich sind, plädieren die Ökonomen für eine flexible und „konjunkturschonende‟ Herangehensweise. Felbermayr und Holger Bonin, Leiter des IHS, sprechen sich für einen fünfjährigen Konsolidierungspfad aus, um das Budget nachhaltig zu sanieren. „Wir benötigen einen langfristigen Plan, der ambitionierte, aber realistische Ziele verfolgt“, so Felbermayr. Zugleich betont Bonin, dass Kürzungen sozial ausgewogen sein müssen.
Beide Experten kritisieren ineffiziente Ausgaben, darunter die derzeitige Ausgestaltung des Klimabonus und der Bildungskarenz. Diese müssten entweder abgeschafft oder zielgerichteter gestaltet werden. Zudem schlagen sie ein EU-Defizitverfahren gegen Österreich vor, um die notwendige Flexibilität bei der Haushaltskonsolidierung zu gewährleisten.
Wachsende Belastungen für Haushalte und Wirtschaft
Die wirtschaftliche Unsicherheit trifft nicht nur den Staatshaushalt, sondern auch private Haushalte. Die Anhebung der Netzentgelte und das Auslaufen der Strompreisbremse werden die Energiekosten Anfang 2025 spürbar steigen lassen. Gleichzeitig kämpft die Bauwirtschaft mit einer anhaltenden Rezession, und der Privatkonsum bleibt rückläufig.
Am Arbeitsmarkt zeigt sich die angespannte Lage deutlich: Die Arbeitslosenquote dürfte von 7,0 % im Jahr 2024 auf 7,4 % im nächsten Jahr ansteigen, bevor sie 2026 wieder leicht sinkt.
Die Inflationsrate, die in den vergangenen Jahren Rekordwerte erreichte, zeigt 2024 erstmals deutliche Rückgänge. Anfang 2025 werden jedoch wieder steigende Werte erwartet. Für 2025 rechnen die Wirtschaftsforscher mit einer Inflationsrate von 2,3 % (WIFO) bzw. 2,6 % (IHS). Eine weitere Entspannung wird für 2026 mit prognostizierten 2,0 % bzw. 2,1 % erwartet.
Defizite und Schulden außer Kontrolle?
Die Staatsfinanzen bleiben eine Baustelle. Das Budgetdefizit wird für 2024 auf 3,7 % geschätzt, könnte aber 2025 ohne Gegenmaßnahmen auf bis zu 4,2 % steigen. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Neben den steigenden Kosten für Sozialleistungen und die steigende Zahl an Pensionisten belasten auch höhere Ausgaben in den Bereichen Wohnen, Bildung und Pflege den Haushalt.
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