Streit um Rekord-Inflation: Wer ist schuld, die hohen Gewinne oder die hohen Löhne?
Seit Monaten tobt eine Debatte über den Hauptschuldigen an der konstant hohen Inflation. Auf die hohen Unternehmensgewinne verweist die Gewerkschaft, auf die hohen Lohn-Abschlüsse verweisen Wirtschaftsexperten. Die Denkfabrik Agenda Austria hat sich die Daten näher angesehen.
Die Rekord-Teuerung hat eine hitzige Debatte über den Hauptschuldigen entfacht. Für die Gewerkschaft steht die Antwort fest: „Unternehmen, die den Hals nicht voll bekommen, befeuern die Inflation“, donnerte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. Nicht die Lohn-Preis-Spirale treibe die Teuerung, sondern die Gewinn-Preis-Spirale. Dabei verwies Katzian auf Aussagen der Europäischen Zentralbank: „Die EZB bestätigt, was die Gewerkschaftsexperten schon lange wissen: Nicht die Löhne und Gehälter treiben die Teuerung, sondern die Unternehmen, die den Hals nicht voll bekommen.“
Vor dem Gegenteil hatten zu Beginn der Inflation Wirtschaftsexperten wie Wifo-Chef Gabriel Felbermayr gewarnt: Hohe Lohnabschlüsse infolge der Teuerung seien zwar nachvollziehbar, würden aber die Teuerung verfestigen.
Zuerst waren es die Gewinne, nun sind es die Löhne
Nun hat sich die Wiener Denkfabrik Agenda Austria der Sache angenommen. Ihr Befund: Während die Unternehmensgewinne im vergangenen Jahr eine bedeutende Rolle gespielt haben, dreht sich das Verhältnis jetzt um. Heuer treiben die Löhne die Preise, eine Entwicklung, die sich im kommenden Jahr noch verstärken wird.
„Insgesamt erklären die Löhne von 2020 bis einschließlich 2024 fast die Hälfte der Inflation“, analysiert Agenda Austria-Ökonom Marcell Göttert. Die Unternehmensgewinne hingegen belaufen sich auf knapp 30 Prozent. „Selbst moderate Lohnabschlüsse werden dazu beitragen, die Inflationsrate in den kommenden Jahren hoch zu halten“, warnt Göttert.
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