Die Bildungskarenz, seit 1998 ein fixer Bestandteil des österreichischen Arbeitsmarktes, steht zunehmend in der Kritik. Ursprünglich als Instrument zur Weiterbildung gedacht, werfen Kritiker dem Modell vor, dass es oft zweckentfremdet werde – etwa für Reisen oder längere Auszeiten, die nicht der beruflichen Qualifikation dienen.

Doch während die Debatte um die Bildungskarenz weitergeht, schlägt die deutsche Soziologin Karin Jurczyk mit ihrem „Optionszeitenmodell“ eine noch radikalere Reform vor: Bis zu neun Jahre bezahlte Auszeit während des Erwerbslebens. Diese Zeit, so Jurczyk, könnte flexibel genutzt werden – für Familie, Weiterbildung, gesellschaftliches Engagement oder persönliche Erholung.

"Arbeitswelt immer fordernder"

„Die Arbeitswelt wird immer fordernder, und die Menschen sind zunehmend überlastet. Wir müssen Arbeit so gestalten, dass die Menschen nicht fix und fertig sind“, erklärt Jurczyk. Besonders Frauen, die oft zwischen Beruf und familiären Verpflichtungen zerrieben werden, könnten profitieren, so die Soziologin.

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"Wer soll das finanzieren?"

Doch das Konzept bleibt nicht ohne Gegenwind. Kritiker warnen vor der Belastung für den Arbeitsmarkt und die Steuerzahler: Wer soll die Finanzierung tragen? Wie lässt sich Missbrauch verhindern? Und wie sollen Unternehmen personelle Lücken schließen, wenn Mitarbeitende über Jahre hinweg fehlen?