Euphorie beim österreichischen Handball-Nationalteam. Die ÖHB-Auswahl holt am Sonntag bei der Europameisterschaft ein 28:28 gegen Kroatien. In der mit kroatischen Fans randvoll gefüllten Arena in Mannheim bot man dem Favoriten paroli. Auch wenn der Punkt in der Endabrechnung letztlich wertlos sein sollte. Für Teamchef Ales Pajovic fühlte sich dieser Punkt wie ein Sieg an. Zudem holte sich Österreich den entscheidenden Turbo für das Duell gegen Spanien.

Am Dienstag (20.30 Uhr) würde der Truppe von Ales Pajovic im abschließenden Duell von Vorrundengruppe B bereits ein Unentschieden reichen, um das Ticket für Hauptrunden-Pool 1 zu lösen. In Köln würden dann u.a. die Gastgeber und Ungarn warten, weitere Kandidaten sind Frankreich beziehungsweise die Schweiz (aus Gruppe A) und Island bzw. Serbien (C). Flügel Sebastian Frimmel blieb aller Freude zum Trotz realistisch. “Es hilft uns aber nichts, wir müssen am Dienstag noch einmal ran”, sagte der Szeged-Legionär. “Und wir wollen auf keinen Fall nach Hause fahren.”

Nach dem überzeugenden Auftritt scheint nun auch gegen den Vizeweltmeister eine Sensation möglich. Nach der 29:39-Abfuhr gegen Kroatien setzten sich die Spanier am Sonntag klar gegen Rumänien durch und müssen gegen Österreich “liefern”, um nicht auszuscheiden. “Wenn alles perfekt läuft, können wir solche Mannschaften schlagen. Wir können noch mehr”, meinte Frimmel. “Das Spiel heute zeigt, dass wir die Großen schlagen können. Ich glaube jeden Moment dran”, war auch Abwehrchef Lukas Herburger überzeugt

Österreich blieb in der heiklen Phase ruhig

Herburger dirigierte vor 13.293 Zuschauern in der SAP-Arena einen Defensivverbund, der die Kroaten mit Ausnahme der ersten fünf Minuten vor schwer lösbare Aufgaben stellte. Frimmel war begeistert, “wie wir uns bewegt haben, wie wir diese Härte angenommen haben, wie wir uns geholfen haben”. Die kroatischen Stars wie Luka Cindric oder Domagoj Duvnjak starteten mit einer 5:1-Führung zwar wunschgemäß, konnten danach aber nicht an diese Anfangsphase anschließen. Man habe sich selbst geschlagen, sollte ein unzufriedener kroatischer Coach Goran Perkovac danach sagen. “Perkovac hat vor der EM gesagt, dass es einfach wird gegen uns. Da ist es umso schöner”, meinte Pajovic voller Genugtuung.

Österreich zeigte gegen die Kroaten zwei Tage nach deren beeindruckendem Auftakt gegen die Spanier aber nicht nur die nötige Aggressivität, sondern blieb auch in heiklen Phasen meist ruhig – gerade nach dem Startfuror des Gegners. “Wir haben immer an uns geglaubt”, erklärte Mittespieler Lukas Hutecek. Der Lohn war ein historisches Resultat. Seit dem 37:37-Remis gegen Island bei der Heim-EM 2010 durfte Österreich bei einer der dazwischen acht Endrunden nicht mehr über einen Punktgewinn gegen einen deutlich favorisierten Gegner jubeln.

Ales Pajovic (Österreich) im Rahmen des Vorrundenspiels Kroatien - ÖsterreichAPA/EVA MANHART

“Wir wollten unbedingt schaffen, bei diesem Turnier einem Großen etwas mitzunehmen. Das haben wir heute als Team gemeistert. Das macht mich unfassbar stolz, weil diese Mannschaft so viel Potenzial hat. Heute haben wir viel davon zeigen können”, gab Bilyk zu Protokoll. Der Akteur des THW Kiel wurde mit sieben Toren zum “Man of the Match” gewählt.

Im Finish schienen die Felle seiner Truppe mehrmals davonzuschwimmen, selbst nach zwei vergebenen freien Würfen bewahrte man aber die Nerven. Als Goalie Constantin Möstl trotz Unterzahl den letzten Wurf des Gegners entschärfte, war der Jubel dementsprechend groß.