Vom 12. bis zum 28. Mai kämpft das österreichische Eishockey-Nationalteam bei der WM in Finnland und Lettland um den Klassenerhalt. Derzeit holt sich die ÖEHV-Auswahl im Rahmen der Vorbereitung noch den letzten Feinschliff. “Man weiß nie, wann welche Spieler einrücken und ob sie überhaupt einrücken. Man hatte Kandidaten im Kopf, bevor die Mission beginnt. Dann fällt reihenweise ein Spieler nach dem andern aus, weil er sich verletzt hat. Das beeinflusst die ganze personelle Planung enorm, es ist eine rollende Planung. Unterm Strich bin ich zufrieden mit dem, was wir umsetzen konnten,” meinte Teamchef Roger Bader im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur.

Während der Vorbereitung hat man bereits mit Deutschland und Tschechien gegen zwei Top-Nationen den Ernstfall geprobt. “Wir machen diese Spiele nicht, um im letzten Spiel (bei der WM) Ungarn zu schlagen. Dafür braucht es diese Spiele nicht. Wir machen diese Spiele, um auf das nächste Niveau zu kommen, um es irgendwann einmal in Richtung Top 12-Etablierung hinzubringen. Die Spieler entwickeln sich, wenn sie regelmäßig gegen solche Gegner spielen,” betont der Schweizer.

Nach dem Spiel gegen Tschechien sei man in die Analyse gegangen. Dabei hat man Fehler aufgezeigt. “Wir haben nach dem ersten Tschechien-Spiel analysiert und Fehler aufgezeigt und gesagt: Schaut, hätten wir gegen Italien oder Slowenien gespielt, wäre es nicht aufgezeigt worden. Wenn wir auf diesem Niveau mithalten wollen, müssen wir gewisse Dinge anders machen.”

Henrik Neubauer als große Überraschung?

Roger Bader ist dafür bekannt, den eigenen Nachwuchs zu forcieren und jungen Spielern eine Chance zu geben. Dabei zauberte der ÖEHV-Teamchef oft Überraschungsmänner wie Raphael Wolf oder Philipp Wimmer hervor und nominierte sie in den WM-Kader. “Ich bin keiner, der die Mannschaft zusammenstellt aufgrund des Status’ der Spieler, also quasi der war immer dabei. Ich mache eine Entscheidung vom Ist-Zustand. Ich traue mich auch, junge Leute ins kalte Wasser zu werfen und ihnen was zuzutrauen, was teilweise im Club nicht der Fall ist. Sie kommen zu mir und ich werfe sie ins Powerplay rein, weil ich sehen will, ob sie schwimmen können. Auf diesem Nährboden wissen die Spieler auch, dass sie Fehler machen können und deswegen nicht gleich den Platz verlieren,” sagte Bader.

In diesem Jahr könnte Henrik Neubauer vom Zweitligisten Zell am See die große Überraschung werden. “Es wäre eine nette Geschichte, aber es ist noch ein weiter Schritt,” verriet der Schweizer.

"Zehn Ausländer immer noch zu viel"

In den vergangenen Jahren war die Verteidigung oft eine Problemzone. Nun hat man einen Kern an jungen Verteidigern. Das freut auch Roger Bader: “Der Ursprung war das Beat-Cofid-Turnier vor zwei Jahren (in Slowenien). Da haben mir viele älterer Spieler abgesagt. Das hat dazu geführt, dass ich viele junge Spieler einberufen habe. Das ist schon der zweite Generationswechsel, den ich gemacht habe, der erste war gleich zu Beginn. Diese Kerngruppe, da kommt jetzt noch David Reinbacher dazu, hat damals begonnen, sich zu bilden.”

Als Sorgenkind sieht der österreichische Eishockey-Teamchef die Torhüterposition als Sorgenkind. “Es war noch nie anders als ein Sorgenkind und es wird sich auch nichts ändern, solange wir immer noch zehn Ausländer einsetzen können. Es gibt so viele finnische oder schwedische Torhüter auf dem Markt, die gar nicht mal so teuer sind. Ich kann sogar verstehen, wenn dann ein Club einen ausländischen Torhüter engagiert. Wir haben wieder die gleichen drei Torhüter wie letztes Jahr dabei. Sie waren letztes Jahr gut und werden das auch heuer sein. Irgendwann hört Bernhard Starkbaum (37 Jahre) auf, David Madlener (31) ist auch über 30, David Kickert (29) nicht mehr weit weg davon. Was dann kommt, das ist schlimm,” warnt Bader.

Eishockey-Teamchef beim Länderspiel gegen Deutschland APA/dpa/Armin Weigel

Die jungen Talente können den nächsten Schritt nicht machen, da sie nicht auf höchstem Niveau spielen können. Will man ein gutes Nationalteam, braucht man gute Torhüter, die haben wir jetzt noch, aber wir haben sie nicht mehr lange. Wenn man das auch in der Zukunft will, muss man was ändern, und wenn man das nicht ändern will, muss man sich nicht wundern, wenn man in zwei, drei Jahren auf dieser Position nicht mehr konkurrenzfähig ist.”

Dabei nimmt Bader auch die Liga in die Pflicht: “Mir ist klar, dass man nicht eine Radikallösung von 0 auf 100 machen kann. Aber ganz ehrlich, zehn Ausländer ist immer noch zu viel.”