Eiskaltes Telefonat über Ukraine-Krieg: Macron nennt Putin einen "Lügner"
Eine Woche nach Putins Angriffsbefehl auf die Ukraine wollte der Kremlchef einmal mehr mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron telefonieren. Was folgte, war ein Gespräch, das in “klinischer Kälte” verlaufen sei – und in dem Macron Putin offen des Lügens bezichtigte. Die Prognosen aus Paris für den weiteren Verlauf des Krieges sind tiefschwarz: “Das Schlimmste steht uns noch bevor”, meinen Stimmen aus dem Élysée-Palast…
Am Donnerstag haben Wladimir Putin und Emmanuel Macron um die Mittagszeit – vor den erneuten Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland und vor Putins irritierender TV-Ansprache – einmal mehr ein intensives Gespräch via Telefon geführt. Die Initiative zu dem Telefonat sei vom Kremlchef ausgegangen – die beiden Staatsschefs hätten die Unterredung “auf Putins ausdrücklichen Wunsch” , wie Außenminister Jean-Yves Le Drian am Donnerstag im Fernsehsender France 2 formulierte, der erklärte, dass Frankreich nach diesem Gespräch befürchtet, dass in der Ukraine “das Schlimmste noch bevorsteht”.
Das Gespräch, das etwa 90 Minuten gedauert hat, sei von “klinischer Kälte“ gekennzeichnet gewesen, stellen Stimmen aus dem Elysée-Palast fest. Putin sein Kriegsziel formuliert: die totale Unterwerfung der Ukraine. Es gebe keinerlei Anlass zur Hoffnung mehr, dass der Kremlherrscher etwas anderes als die vollständige Eroberung des ukrainischen Staatsgebietes zum Ziel habe, hieß es aus Paris.
Putin leugnet gezielte Angriffe auf Zivilisten
Putin wiederhole seine Argumente für den Krieg stur – der Kremlchef sei in einem paranoiden Narrativ der “Entnazifizierung” der Ukraine gefangen. Er habe geleugnet, dass die russische Armee zivile Ziele angreife. “Du erzählst Lügen, Du suchst Dir Ausflüchte”, habe Macron erwidert. Die Eroberung der Ukraine verlaufe nach Plan, behauptete Putin – was er wenig später auch voller Überzeugung in seiner TV-Ansprache wiederholte (der eXXpress berichtete). Er werde sich in jedem Fall holen, was er sich vorgenommen habe. In Macrons Umgebung wurde von „einer großen Entschlossenheit“ Putins gesprochen. Der Kremlchef habe weitergehende Forderungen an Kiew angedroht, wenn die Staatsführung nicht in seine Bedingungen einwillige.
Putin beharrt auf Narrativ der "Entnazifizierung"
Ebenso wie von seiner “Entnazifizierungs-Mission” rückt Putin auch nicht von seinen Forderungen ab, ebenso wie von der Behauptung, keine Zivilisten anzugreifen. Als Macron ihn auf den Angriff auf den Fernsehturm in Kiew angsprach, behauptete Putin demnach, dass es sich um einen “gezielten Schlag ohne zivile Opfer” gehandelt habe. Die Bedingungen für Waffenstillstandsverhandlungen hätten sich nicht verändert. Putin fordert die komplette Entwaffnung, eine Neutralitätsgarantie sowie die “Entnazifizierung” der Ukraine.
Macron nennt Putin offen einen "Lügner"
Im Elysée-Palast wurde darüber gerätselt, aus welchem Grund Putin das Gespräch mit Macron suchte. Wie es hieß, duzen sich Putin und Macron weiterhin, was die Übersetzer so wiedergaben. Der Franzose habe den Staatschef darauf hingewiesen, dass die Bedingungen für die Ukraine und für die EU inakzeptabel seien. Macron habe ihn offen mit seinen „Lügen“ konfrontiert und mit dem „hohen Preis“ gedroht, den Putin für den Angriffskrieg zahlen werde. Darauf habe Putin nicht reagiert, so wie er auch die EU-Sanktionen nicht angesprochen habe. Auch russische Repressalien habe Putin nicht erwähnt.
Macron warnte Selenskyj direkt nach Telefonat mit Putin
Im Elysée wurde trotz der ausbleibenden Ergebnisse die Notwendigkeit der Telefonate als “diplomatisches Instrument” betont. Macron rief nach seiner Unterredung mit Putin den ukrainischen Präsidenten Selenskyj an, um ihn darüber zu informieren und zu warnen. Putin soll Macron zwar einen gesicherten Zugang für die humanitäre Notversorgung der Bevölkerung in den umkämpften Städten zugesagt haben, “aber ohne jegliches förmliches Engagement”.
Macron: "Putin will Europa mit diesem Krieg in die dunkelsten Stunden zurückführen"
Die Lagebewertung in Paris fällt extrem pessimistisch aus. Man befürchte eine lang andauernde Belagerung Kiews mit vielen Opfern in der Zivilbevölkerung. Macron hatte in einer Ansprache an die Nation am Mittwochabend Putin die Alleinschuld an dem Blutvergießen gegeben. “Russland ist nicht angegriffen worden. Russland ist der Angreifer”, sagte er. Putins Propaganda über den vorgeblichen “Nazismus” der Ukraine sei “eine Lüge und eine Beleidigung der Geschichte Russlands und der Ukraine”. Macron fügte hinzu: “Dieser Krieg ist die Frucht eines revanchistischen Geistes, genährt von einer revisionistischen Lesart der europäischen Geschichte, der Europa in die dunkelsten Stunden der Großreiche, der Invasionen und der Vernichtung zurückführen will.”
Warten auf nächste Eskalation
Von der pessimistischen Lagebewertung zeugt auch die Anweisung an alle französischen Staatsbürger, Russland so schnell wie möglich zu verlassen. Das gelte für alle “Expats”, Studenten, Doppelstaatsbürger und auch Journalisten. Im Elysée-Palast begründete man die Ausreiseempfehlung mit der Befürchtung, dass Putin demnächst einen Ausnahmezustand verhängen und die Sicherheit der Franzosen nicht mehr garantiert werden könne. Außerdem seien die Direktverbindungen bereits unterbrochen und die Ausreise könne nur noch mit Zwischenstopps erfolgen; deshalb solle man die letzten Gelegenheiten zur Ausreise nutzen. In Frankreich erwartet man eine weitere Eskalation.
Kommentare
Zensur ? müssen wir uns bedanken ?
Danke !
Ich fahre in den Garten,
Boden vorbereiten :-))
Herr Präsident Macron, Frankreich ist der einzige Europäische Staat der die Macht und Fähigkeit besitzt den Ukrainischen Luftraum wieder frei zu machen! Die Ukrainer können den Russen am Boden gut wiederstand leisten. Aber aus der Luft wird Ihnen in den Rücken gefallen. Das kann Frankreich verhindern! Herr Präsident Macron helfen Sie EUROPA!
Klingt wie ein Wunsch aus einem Kindergarten. Das würde einen Krieg über ganz Europa wahrscheinlicher machen. Russland ist auch für Frankreich ein zu starker Kriegsgegner. Das würde garnichts helfen, wenn die auch Kriegspartei werden. Einfach “helfen” gibt es nur am Ponyhof.
wie wurde Macron gewählt ?
Von den Wahlberechtigten gingen 42% an die Urne. 1/3 war le Pen 2/3 Macron.
also ca. 28 % vom Volk.
Das nennt man “Demokratie”
Ja, das ist so. Die anderen Wahlberechtigten hätten nur zur Wahl gehen brauchen. So überlassen sie den Wählenden ihre Stimme. Das kann man dem Wahlsieger aber nicht anlasten.
…und Putin kam durch mehrmaligen Wahlbetrug an die Macht.
Der will sicher alle Russen wie seine politischen Gegner ankacken. Jaja schei… zu schei… passt.
Macron ist so glaubwürdig, wie ein Politiker, der bei einer globalen Investmentbank gearbeitet hat, eben sein kann.
Einfach mal die Vitae von Emanuel lesen . . .
Nur noch ein bisschen, dann hat V. Putin neben der NATO auch noch ein europäisches Verteidigungsbündnis geschaffen.
Jetzt werden Kiev sogar Kampfflugzeuge in Aussicht gestellt. Panzerfäuste, Luftabwehrraketen und Vieles mehr werden die Ukraine weiter stärken und russische Soldatenleben kosten.
V. Putins Fehler war, den Westen herauszufordern. Der Westen ist Russland haushoch überlegen. Das in jeglicher Hinsicht. Und wenn der Westen will, kann er Russland auch atomar überlegen sein. Bisher hat sich der Westen doch eher zurückgehalten.
Diese Zurückhaltung beginnt jetzt zu enden.
Ja, wenn man unbedingt einen dritten Weltkrieg haben will. Sie sind ja ganz schön kriegslüstern.
Melden Sie sich halt in der Ukraine. Die können eh so tapfere Soldaten wie Sie brauchen.
Dem Macron täte ein Körnchen Wahrheit gut, aber er ist ja vertraglich mit der Nord Atlantischen Terror Organisation an den dämokratischen kampflosen Eroberungsaktionen zugunsten der USA beteiligt. Man sollte sich schon auch Putins Rede in deutsch ca. 1h anhören, dann schauen viele Sachen ganz anders aus, als sie vom Volksempfänger gesendet werden ……
Einen Krieg verhindern oder beenden kann man nur mit Diplomatie. Dazu braucht man Vermittler, leider ist auch Herr Macron ist in dieser Disziplin nicht der geeignete Player.
Nazis gibt es überall, einen jüdischen Präsidenten als Nazi zu bezeichnen ist allerdings etwas neues.
Schon blöd, wenn man Präsident werden will und feststellt, dass man als Staat über Renault an Lada beteiligt ist.
Putin kommt deshalb so langsam voran weil er die Zivilisten verschont, das weiß sogar ich als Nichtmilitär, daß er schneller wäre wenn er shock and awe machen würde