Der Satz ging um die Welt und sorgte für kräftiges Rascheln im Blätterwald: Wenn er im November die Wahl verliert, werde es ein „Blutbad für das ganze Land“ geben, warnte Ex-Präsident Donald Trump in einer Rede. Und: „Wenn diese Wahl nicht gewonnen wird, bin ich mir nicht sicher, ob es jemals wieder eine Wahl in diesem Land geben wird“.

Die Worte fanden breiten Widerhall in den Medien:

Eine verkürzte Meldung der Nachrichtenagenturen zirkulierte durch die Medien. Manche Tageszeitungen behaupteten sogar, Trump drohe mit dem Ende der Demokratie.

Trump meinte wohl ein wirtschaftliches „Blutbad“

Umgehend beschuldigte der Sprecher der Biden-Kampagne, James Singer, Trump, „seine Drohungen mit politischer Gewalt zu verdoppeln“. Unter Anspielung auf den Ansturm auf das Kapitol meinte Singer überdies, Trump „will einen weiteren 6. Jänner“. Doch das amerikanische Volk lehne Trumps „Extremismus, seine Vorliebe für Gewalt und seinen Durst nach Rache“ ab.

Manche Medien übernahmen diesen Spin. Ein „Blutbad“ – das klang, als drohe der Ex-Präsident mit Gewalt, falls er die Wahlen verliert. Doch der Satz ist komplett aus dem Zusammenhang gerissen, kritisierte der Sprecher der Trump-Kampagne, Steven Cheung. Trump habe eindeutig über die Auswirkungen einer zweiten Amtszeit Bidens auf die Autoindustrie und die Wirtschaft im Allgemeinen gesprochen.

Präsidentschaftskandidat Donald Trump (Bild) hielte seine Rede in Ohio.APA

Elon Musk sieht ebenfalls eine Irreführung der Öffentlichkeit

Dieser Ansicht ist auch Multi-Unternehmer Elon Musk. Er teilte auf seiner Social-Media-Plattform die vollständige Rede von Trump. Tatsächlich ging es um die Autoindustrie.

Wörtlich erklärte der Ex-Präsident: „Mexiko hat in einem Zeitraum von 30 Jahren 34 Prozent der Automobilproduktion in unserem Land übernommen.“ Auch Peking mische mit. „China baut jetzt einige riesige Fabriken, in denen sie die Autos in Mexiko bauen werden, und sie denken, dass sie diese Autos ohne Steuern an der Grenze in die Vereinigten Staaten verkaufen werden.“

Für die USA sei das höchst bedrohlich: China werde „keine Amerikaner einstellen, und Sie werden die Autos jetzt an uns verkaufen“. Doch als Präsident werde er, Trump ,“einen 100-prozentigen Zoll auf jedes einzelne Auto erheben, das über die Grenze kommt, und sie werden diese Autos nicht verkaufen können.“

Das werde aber nur geschehen, wenn er gewählt werde. „Wenn ich nicht gewählt werde, wird es ein Blutbad für die ganze Welt geben“, sagte Donald Trump. „Es wird ein Blutbad für das Land sein.“

Nicht alle verschwiegen den Kontext der Aussage

Im Englischen kann ein „Blutbad“ die Tötung einer großen Anzahl von Menschen meinen, aber ebenso eine sehr schlimme Situation, in der großer Schaden entsteht.

Allerdings war nicht allen Medien der Zusammenhang von Trumps Rede entgangen. Der US-Sender CNN etwa erklärte, Trump hatte offensichtlich ein wirtschaftliches „Blutbad“ im Fall eines Sieges des amtierenden Präsidenten und demokratischen Kandidaten Joe Biden gemeint, konkret einen Niedergang der US-Autoindustrie wegen billigerer Importe.