CSU-Chef Markus Söder stellt klar: So kann es in Deutschland nicht weitergehen. Die Energiepolitik müsse bis zum Jahr 2040 auf völlig neue Beine gestellt werden. Zurzeit befindet sich das Land in einer schweren Energiekrise.

Einerseits sind die Strompreise durch die Abschaltung der letzten AKWs und den Wegfall von russischem Gas massiv gestiegen und vertreiben seither wichtige Industrien. Andererseits ist Deutschlands Stromerzeugung infolge der Energiewende – was für ein Widerspruch! – besonders CO2-intensiv und klimaschädlich geworden, vor allem im Winter. In der kalten Jahreszeit, wenn die Menschen viel heizen, produzieren Windräder und Solarzellen nämlich zu wenig Strom. Die Folge: Der Anteil von Braunkohle-Strom ist besonders hoch. Im Übrigen ist auch der Transport von Flüssiggas klimaschädlicher, als die bisherigen Erdgas-Lieferungen aus Russland.

Kohlturm vom Kraftwerk Mehrum im Landkreis Peine: Wenn Wind- und Sonnenkraft ausfallen, steigt der Anteil der Braunkohle – was eigentlich gar nicht klimafreundlich ist.APA/dpa/Julian Stratenschulte

Deutschland wurde Geisterfahrer und Außenseiter

Im Falle einer Regierungsbeteiligung der Union nach der nächsten deutschen Bundestagswahl setzt CSU-Chef Markus Söder auf einen massiven Ausbau der Kernenergie in Deutschland. “Unser Ziel muss sein, tatsächlich neue Kernkraftwerke – kleinere mit einer ganz anderen Energieleistung, mit einer ganz anderen Absorption von möglichem Müll – anzunehmen”, sagte der bayerische Ministerpräsident am Freitag nach einer Sitzung des Parteivorstands in München.

Deutschland sei wegen der Ampelregierung in der Energiepolitik ein Geisterfahrer und ein Außenseiter, betonte Söder. Wenn für Deutschland neben niedrigen Energiepreisen die Klimaneutralität der wichtigste Ansatz sei, dann brauche es auch dringend eine andere Energiestrategie. “Der Rückfall in Kohle ist eine Klimasünde bis zum Ende des Jahrzehnts. Ich kann da nur dringend davon abraten.”

Eigentlich ist die Stromerzeugung von Atomkraftwerken besonders klimafreundlich – doch die Grünen wollen sie auch nicht und setzen ganz auf grüne Energie.APA/Emily Wabitsch dpa/lni

Kernfusion müsse noch dazukommen, um Deutschland bis 2040 wieder voranzubringen. Die Reaktivierung der abgeschalteten deutschen Meiler sei nicht ausreichend, sagte Söder weiter. “Wir werden, sollten wir die Verantwortung ab 2025 tragen, einen völlig anderen Weg gehen und nicht nur ein paar alte Kernkraftwerke reaktivieren.”

Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks (AKW) Isar 2. Mittlerweile wurden alle deutschen AKWs abgeschaltet.APA/dpa/Armin Weigel

Söder und Merz kritisierten Abschaltung der letzten AKWs

In Deutschland wurden am 15. April die drei letzten Atomkraftwerke Isar 2 (Bayern), Neckarwestheim 2 (Baden-Württemberg) und Emsland (Niedersachsen) abgeschaltet. Der Atomausstieg geht auf einen Beschluss zurück, den die Bundesregierung noch zu Zeiten der CDU-Kanzlerschaft von Angela Merkel auch mit den Stimmen der CSU durchgesetzt hatte. Söder und auch CDU-Chef Friedrich Merz hatten dies wegen der Energiekrise infolge des Krieges in der Ukraine wiederholt massiv kritisiert und anfangs zumindest einen späteren Atomausstieg gefordert. Sie fürchten perspektivisch insbesondere im Süden Deutschlands steigende Strompreise.