Eine neue Welle illegaler Migranten überrollte im vergangenen Jahr Europa. Politische Versprechen, das Problem zu lösen, entpuppen sich einmal mehr als das, was sie sind: Schall und Rauch. Unzählige Migranten wollen mit Hilfe von Schleppern nach Europa gelangen, meist auf Booten – und Europas Mittelmeer-Staaten haben sie nicht aufgehalten. Die offizielle Statistik lässt daran keinen Zweifel.

Im Jahr 2023 ist die Zahl der Asylbewerber massiv gestiegen. Das geht aus den Daten der Asylagentur der Europäischen Union (EUAA) hervor. Allein im Oktober hat die Behörde mit rund 123.000 Anträgen den höchsten Monatswert seit sieben Jahren registriert, sagte EUAA-Direktorin Nina Gregori den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Zahlen für November und Dezember liegen noch nicht vor.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (l.) reiste im September nach Lampedusa, wo sie gemeinsam mit Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (r.) eine Pressekonferenz gab.APA/AFP/ANSA/Handout

Mehr als ein Drittel will nach Deutschland

Fest steht: Die Gesamtzahl der Asylanträge in der EU wird im Jahr 2023 „deutlich über einer Million“ liegen.

Die Zahlen bis zum Jahresende liegen noch nicht vor. Bis Ende Oktober wurden insgesamt rund 937.000 Anträge registriert. Das entspricht einem Plus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mehr als ein Drittel der Asylanträge wurden in Deutschland gestellt, nämlich 325.801 – bis Ende November. Deutschland bleibe das Hauptzielland für Asylwerber in der EU, erklärte die EU-Asylagentur.

Gregori rechnet im Jahr 2024 mit einem Anstieg der Asyl-Anträge

Auch Gregori rechnet nicht mit einer Entspannung. Im Gegenteil: Im kommenden Jahr dürfte der Ansturm auf Europa noch weiter wachsen: „Die Welt um uns herum wird immer instabiler. Das Schutzbedürfnis der Flüchtlinge wird daher auch 2024 und darüber hinaus nicht abnehmen, sondern zum Teil sogar zunehmen.“ 2024 werde ein „herausforderndes Jahr“.

Jüngst hatte sich die EU für die Einigung auf eine Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems gefeiert. Dass das zu einem Einbruch der Asylanträge führen wird, was immer mehr Europäer wünschen, glaubt selbst Gregori nicht: „Der neue Pakt ist kein Allheilmittel. Niemand sollte eine sofortige Veränderung erwarten, auch nicht bei der zahlenmäßigen Entwicklung der Asylanträge.“

Am meisten Ukrainer in Deutschland, Polen auf Platz zwei

Auch die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine ist weiter gestiegen. Ende Oktober seien 4,16 Millionen Schutz suchende Ukrainer in der EU registriert gewesen, um 320.000 mehr als im Jänner, sagte Gregori. Hier ist Deutschland mit rund 1,17 Millionen ukrainischen Flüchtlingen das wichtigste Aufnahmeland in der EU, gefolgt von Polen mit 957.000 Ukrainern.