Knapp sieben Monaten war es auf dem Markt. Nun wurde das Haus in New York City, das einst dem in Ungnade gefallenen Financier und verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein gehörte, für 51 Millionen Dollar verkauft. Das ist zwar deutlicher weniger als der ursprüngliche Preis von 88 Millionen Dollar, aber immer noch einer der teuersten Verkäufe eines Hauses, den die Stadt je gesehen hat.

Jeffrey Epstein (r.) und seine Freundin Ghislaine Maxwell (l.): Sie lebten im Luxus.APA/AFP/New York State Sex Offender Registry/GETTY IMAGES/Handout, Laura Cavanaugh

Das Gebäude an der Upper East Side wurde Anfang März von dem pensionierten Goldman-Sachs-Manager Michael D. Daffey und seiner Frau Blake gekauft, die der New York Times zufolge vor dem Einzug in das Haus “eine komplette Renovierung – sowohl physisch als auch spirituell” – vornehmen wollen.

Die französisch-neoklassizistische Villa im prestigeträchtigen Viertel Lenox Hill liegt unweit vom Frick Collection Museum und vom Central Park, und wurde in den 1930er Jahren vom bekannten Architekten Horace Trumbauer für Herbert N. Straus entworfen. Der Macy’s-Erbe starb jedoch vor der Fertigstellung. Das Anwesen wurde daraufhin für fast 20 Jahre eine Erweiterung des St. Clare Hospitals und beherbergte dann die private Birch Wathen School.

Ein eleganter Eingang. Die längste Zeit ahnte keiner, was sich dahinter abspielte.

Im Jahr 1989 kaufte der Einzelhandelsmilliardär und Epstein-Partner Leslie Wexner das Gebäude für 13,2 Millionen Dollar, was zu dieser Zeit der höchste verzeichnete Preis für ein Stadthaus gewesen sein soll, und verwandelte es nach umfangreichen Renovierungsarbeiten durch den Architekten Thierry W. Despont und den Innenarchitekten John Stefanidis in eine private Residenz.

Wexner zog nie in das Gebäude ein. Das tat Epstein, wobei das Eigentum an der Immobilie im Jahr 2011 an eine auf den Jungferninseln ansässige Firma übertragen wurde, die dem Finanzier gehörte. Die Residenz mit 10 Schlafzimmern und 15 Bädern – oft als “Haus des Schreckens” bezeichnet – wird von einer auffälligen Kalksteinfassade überragt, die sieben Stockwerke hoch ist. Hinzu kommt ein beheizter Bürgersteig, um den Schnee in den Wintermonaten zu schmelzen. Über die riesige Eingangstür aus Eichenholz gelangt man zu 28.000 Quadratmeter Wohnfläche, die mit importiertem französischem Kalkstein, Schnitzereien, Skulpturen und ornamentalen Eisenarbeiten geschmückt ist.

"Herrische Phantasie, die keine Grenzen zu haben scheint"

Wie es heißt, lud Epstein 2003 eine Reporterin der Vanity Fair in das Haus ein, die dort eine “hochwandige, eklektische, herrische Phantasie vorfand, die keine Grenzen zu haben scheint”. Die Reporterin stieß dort unter anderem auf ein seltsames Dekor: “Reihe um Reihe einzeln gerahmte Augäpfel” in der Eingangshalle (angeblich für verletzte Soldaten angefertigt und aus England importiert), zusammen mit einer riesigen Skulptur eines nackten afrikanischen Kriegers und einem ausgestopften schwarzen Pudel, der auf einem Klavier ruht.

Im Jahr 2019 wurde Epstein wegen Sexhandels angeklagt, weil er zahlreiche Mädchen im Alter von 14 Jahren in die Villa gelockt hatte. Gleiches soll er in seinem palastartigen Anwesen in Palm Beach, Florida, getan haben, das in diesem Monat für 21,9 Millionen Dollar an einen Entwickler aus Florida verkauft wurde. Bevor Epstein vor Gericht gehen konnte, beging der Milliardär offenbar Selbstmord, indem er sich im August 2019 in einer Gefängniszelle erhängte.

Residenzen in Paris, New Mexico und auf Virgin Islands

Die Villa stand ein Jahr später mit einem Preisschild von 88 Millionen Dollar zum Verkauf. Zu Epsteins Immobilienportfolio gehörten auch ein Appartement in Paris, eine Ranch in New Mexico und eine Privatinsel auf den U.S. Virgin Islands. Nach Angaben des Wall Street Journal wird der Erlös aus dem Verkauf aller seiner Häuser an seinen Nachlass gehen, der einen Entschädigungsfonds für seine vermeintlichen Opfer eingerichtet hat.

Nach Angaben der New York Times planen die Daffeys, von London, wo sie seit 2005 leben, zurück nach New York zu ziehen. Sie haben die Innenarchitekten Timothy Haynes und Kevin Roberts mit der Renovierung ihres neuen Stadthauses beauftragt. Sie versuchen, wie es scheint, alle möglichen Spuren, die Epstein hinterlassen haben könnte, dauerhaft zu entfernen.