Am Mittwoch sank die türkische Landeswährung auf ein neues Rekordtief von 9,17 Lira für einen Dollar. Zuvor hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan die türkische Notenbank neuerlich umgekrempelt. Er entließ am Mittwoch die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses – Semih Tumen, Ugur Namik Kucuk sowie Abdullah Yavas – und ernannte an ihrer Stelle zwei neue Mitglieder: Taha Cakmak wurde stellvertretender Notenbank-Chef, Yusuf Tuna Mitglied im geldpolitischen Ausschuss.

Erdogans Entscheidung zeigte umgehend Wirkung – allerdings nicht im erhofften Sinne, sondern vielmehr in die entgegengesetzte Richtung: Nach der Bekanntgabe sank die Landeswährung der Türkei auf den neuen Tiefststand.

Beobachter: Erdogan hat Vertrauen in türkische Landeswährung untergraben

Erdogan vertritt eine “eigenwillige” Wirtschaftstheorie. Ihr zufolge wird eine hohe Inflation durch niedrige Zinsen bekämpft. Mit dieser Ansicht gerät der türkische Präsident nicht nur in Konflikt mit der gängigen Wirtschaftslehre, sondern auch regelmäßig mit dem eigenen Personal in der Notenbank. Damit hat er nach Ansicht von Beobachtern die türkische Landeswährung nur noch weiter geschwächt, seine ständige Einmischung in Zentralbank-Angelegenheiten haben das Vertrauen in die Währung und ihre Hüter untergraben.

Seit der Türkischen Währungs- und Schuldenkrise 2018 leidet die Lira unter einem massiven Wertverlust. In den vergangenen drei Jahren hat sie mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Neuerlich spitzte sich die Situation im September zu, als der Lira in eine weitere Talfahrt schlitterte mit einer Inflation von rund 20 Prozent. Ende September senkte die Zentralbank schließlich den Leitzins von 19 Prozent auf 18 Prozent – ein klarer Hinweis auf Erdogans Einfluss. Vor einer Woche hatte Reuters von mit der Sache vertrauten Personen erfahren, dass der Präsident das Vertrauen in Zentralbankchef Sahap Kavcioglu verloren habe. Grund sei, dass Kavcioglu nicht den Leitzins gesenkt habe.

Die Talfahrt der Lira wurde darüber hinaus am Montag beschleunigt, nachdem Erdogan angedeutet hatte, dass eine neue Militäroperation im Nachbarland Syrien gegen die Kurdenmiliz YPG bevorstehen könnte.